In London müsste man sein!
Show Angewandte 14: Bekleidungskonzepte für die Welt der Postdemokratie
Vergangenen Dienstag fand die heurige Abschluss-Show der Modeklasse an der Universität für angewandte Kunst Wien statt. Die Ära Bernhard Willhelm, in der 2010 buchstäblich mit Pauken und Trompeten das erste Jahr abgefeiert wurde, ging mit einem geradlinigen, unspektakulären Showkonzept zu Ende. Musste es zur Begrüßung noch Schönbrunn, Pomp und Blasmusik sein, genügte am Ende ein schlichter, doch roter Teppich im Industriedenkmal Rinderhalle St. Marx.
Am Programm standen wieder thematische Studien des ersten Jahrganges: Red Dress (name says it all), Scribbling (Arbeiten mit auf die Stoffe aufgebrachten Schriften), Greek (Drapierungen), Stoned (Digitalprints) im Wechsel mit kleineren Kollektionen des zweiten und dritten Jahrgangs. Schluss und Höhepunkt bestritten fünf AbsolventInnen mit ihren 10-12 Silhouetten umfassenden Diplomkollektionen.
Etliche Anwesende in meiner Umgebung waren enttäuscht. Man kann sich natürlich mehr erwarten. Immer. Grundsätzlich. Legitimer Weise. Aber wie Der Standard die Arbeiten der Studierenden der Modeklasse ins Lächerliche gezogen hat, ist grottenschlechter Boulevard, nicht mal lustig, schon gar kein Qualitätsjournalismus und leider sehr österreichisch. Wie übrigens auch die Kommentare. Von Kasperliaden ist da die Rede und von Mode, die doch bitte endlich tragbar sein sollte. Anderen dagegen war wieder zu Vieles zu angepasst.
Ich denke die Show hat recht gut Willhelms augenfälligste Qualität widergespiegelt: Sie hat polarisiert. Und das ist doch eigentlich recht okay. Sie vermittelte ein breites Spektrum dessen, was derzeit möglich ist: Bekleidungskonzepte für die Welt der Postdemokratie. Da gibt es Mode, die sich absolut zurücknimmt und beinahe verschwindet, etwa bei Marius Gamser und Marcus Karkhof oder allerlei Spielarten von Preppy Look Versatzstücken. Aber auch lautere Anspielungen an das digitale Leben bei Ronja Stahl sowie ganz viel Utility (etwa Christoph Tsetinis) für die immer noch aktuellen urbanen Nomaden, kraftvolles Zähnezeigen bei Agnes Varnai und starke Sportmotive wie etwa bei Ken Kumagai, der sogar für seine Knebelverschlüsse kleine Baseball-Schläger einsetzt.
Die diesjährigen Preise gingen an Lila John (Fred Adlmüller Stipendium), Agnes Varnai (Swarovski-Elements-Award und Rondo-Vöslauer-Modepreis) und Simon Grundtner (Preis Indie-Magazine).
Die Bilder zeigen das zwischendurch immer wieder Mal eingesetzte Anti Bad Vibe Shield und folgende Outfits (von oben nach unten):
- Agnes Varnai: Power
- Ayo Motunrayo Olaogun: Counter Clockwise
- Arbeit zum Thema „Greek“, 1. Jahrgang
- Haruko Uefuji: rarámuri
- Jackie Whajung Lee: Collection © Jackie Lee, 20OK
- Ken Kumagai: Three Out Change
- Lila John: The future always comes too fast and in the wrong order
- Marcus Karkhof: Pre Fall/Spring 2014
- Mario Gamser: 2 m/s and lights are blinding my eyes
- Raphael Caric: Ketsch & Yawl
- Arbeit zum Thema „Red Dress“, 1. Jahrgang
- Ronja Stahl: Subscribe Here
- Takahiro Ueno: Solid State
- Yuhei Mukai: (Der Kollektionstitel besteht aus den Symbolen für Mann und Frau mit 3 Herzen dazwischen und lässt sich leider als Text hier so nicht umsetzen)
Fotos: Tschilp.com
Letzte Show
Ein bisschen eine Zäsur ist das heuer schon für die akademische Modeausbildung in Österreich. Kündigt sich doch nicht nur auf der Angewandten Veränderung an (auch wenn Bernhard Wilhelms Nachfolger noch nicht genannt wurde).
Die Letzte Show zeigen gar die Studierenden des Bachelor-Studiums Mode, der auslaufenden Kooperation zwischen der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz mit der Modeschule der Stadt Wien, am Freitag, den 13. Juni. Ein Schwarzer Freitag? Rektor Univ. Prof. Dr. Reinhard Kannonier dazu:
Die Abschluss-Show der Mode an der Kunstuni Linz gehört zu den absoluten Highlights des Studienjahres. Sie findet heuer zum letzten Mal in Wien statt – aber gewiß nicht zum letzten Mal. Spannende Zukunftspläne harren der Realisierung: the Show must go on!
Quelle: Presseaussendung
Übrigens finde ich ja, dass die Linzer Tabakfabrik eine sehr lässige Location dafür wäre, und bitte mit Livestream, damit dann schön verglichen werden kann!
Letzte Show 2014
Modeschau der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz in Kooperation mit der Modeschule der Stadt Wien
13. Juni 2014, 19 Uhr und 20:30 Uhr
Grelle Forelle, Spittelauer Lände 12, 1090 Wien
Inszenierung: Jakob Lena Knebl, Barbara Rüdiger
Styling, Hair & Make Up: Adia Trischler, David Rinner, Wolfgang Lindenhofer
Fotos: Elfie Semotan
Künstlerische Leitung: Ute Ploier