Vergangenen Dienstag fand die heurige Abschluss-Show der Modeklasse an der Universität für angewandte Kunst Wien statt. Die Ära Bernhard Willhelm, in der 2010 buchstäblich mit Pauken und Trompeten das erste Jahr abgefeiert wurde, ging mit einem geradlinigen, unspektakulären Showkonzept zu Ende. Musste es zur Begrüßung noch Schönbrunn, Pomp und Blasmusik sein, genügte am Ende ein schlichter, doch roter Teppich im Industriedenkmal Rinderhalle St. Marx.
Am Programm standen wieder thematische Studien des ersten Jahrganges: Red Dress (name says it all), Scribbling (Arbeiten mit auf die Stoffe aufgebrachten Schriften), Greek (Drapierungen), Stoned (Digitalprints) im Wechsel mit kleineren Kollektionen des zweiten und dritten Jahrgangs. Schluss und Höhepunkt bestritten fünf AbsolventInnen mit ihren 10-12 Silhouetten umfassenden Diplomkollektionen.
Etliche Anwesende in meiner Umgebung waren enttäuscht. Man kann sich natürlich mehr erwarten. Immer. Grundsätzlich. Legitimer Weise. Aber wie Der Standard die Arbeiten der Studierenden der Modeklasse ins Lächerliche gezogen hat, ist grottenschlechter Boulevard, nicht mal lustig, schon gar kein Qualitätsjournalismus und leider sehr österreichisch. Wie übrigens auch die Kommentare. Von Kasperliaden ist da die Rede und von Mode, die doch bitte endlich tragbar sein sollte. Anderen dagegen war wieder zu Vieles zu angepasst.
Ich denke die Show hat recht gut Willhelms augenfälligste Qualität widergespiegelt: Sie hat polarisiert. Und das ist doch eigentlich recht okay. Sie vermittelte ein breites Spektrum dessen, was derzeit möglich ist: Bekleidungskonzepte für die Welt der Postdemokratie. Da gibt es Mode, die sich absolut zurücknimmt und beinahe verschwindet, etwa bei Marius Gamser und Marcus Karkhof oder allerlei Spielarten von Preppy Look Versatzstücken. Aber auch lautere Anspielungen an das digitale Leben bei Ronja Stahl sowie ganz viel Utility (etwa Christoph Tsetinis) für die immer noch aktuellen urbanen Nomaden, kraftvolles Zähnezeigen bei Agnes Varnai und starke Sportmotive wie etwa bei Ken Kumagai, der sogar für seine Knebelverschlüsse kleine Baseball-Schläger einsetzt.
Die diesjährigen Preise gingen an Lila John (Fred Adlmüller Stipendium), Agnes Varnai (Swarovski-Elements-Award und Rondo-Vöslauer-Modepreis) und Simon Grundtner (Preis Indie-Magazine).
Die Bilder zeigen das zwischendurch immer wieder Mal eingesetzte Anti Bad Vibe Shield und folgende Outfits (von oben nach unten):
- Agnes Varnai: Power
- Ayo Motunrayo Olaogun: Counter Clockwise
- Arbeit zum Thema „Greek“, 1. Jahrgang
- Haruko Uefuji: rarámuri
- Jackie Whajung Lee: Collection © Jackie Lee, 20OK
- Ken Kumagai: Three Out Change
- Lila John: The future always comes too fast and in the wrong order
- Marcus Karkhof: Pre Fall/Spring 2014
- Mario Gamser: 2 m/s and lights are blinding my eyes
- Raphael Caric: Ketsch & Yawl
- Arbeit zum Thema „Red Dress“, 1. Jahrgang
- Ronja Stahl: Subscribe Here
- Takahiro Ueno: Solid State
- Yuhei Mukai: (Der Kollektionstitel besteht aus den Symbolen für Mann und Frau mit 3 Herzen dazwischen und lässt sich leider als Text hier so nicht umsetzen)
Fotos: Tschilp.com