Love & Loss: 160 Objekte zu Mode und Vergänglichkeit

Manon Kündig: The Skull 2011

Das Linzer Lentos zeigt noch bis 7. Juni 2015 eine Modeausstellung. Nach der spannenden 70er Jahre Show Glam! bezieht sich Love & Loss nun auf die 80er Jahre. Beide Themenfelder sind nach wie vor wesentliche Inspirationsquellen für die Mode und relativieren damit auch ein bisschen die Sicht auf die aktuelle Modeindustrie, die sich oft darauf beschränkt bewährte Rolemodels zu gut vermarktbaren Klassikern umzumodeln.

War Glam! eine Produktion der britischen Tate ist Love & Loss nun eine Eigenentwicklung. Ursula Guttmann liefert in ihrer zweiten Arbeit als Kuratorin (nach in addition 2008 im Linzer Schlossmuseum) diesmal den Mix aus Kunst und Mode. Das Namedropping im Überblickstext zur Ausstellung – Rei Kawakubo und Martin Margiela werden da in einem Atemzug genannt – macht natürlich neugierig. Man merkt schon: Hier geht es weniger um zeitgeschichtliche Zusammenhänge als um ein Zusammenstellen von Haltungen.

Louise Richardson: Telling Tales 2009

Und derer gibt es (zu) viele: Das Unheimliche, Memento Mori 1 und 2, Verfall und Vergehen, Zeichen der Zeit, Deconstruction and Destroy, Abgründe des Modebusiness, Punk Fashion, Kleidung und Erinnerung, Tod und Humor, Gothic Fashion lauten die einzelnen Stationen, anhand derer Guttmann versucht einem schwer zu ordnenden Sammelsurium aus qualitativ höchst unterschiedlichen internationalen und lokalen Leihgaben eine Struktur zu geben: 160 Kleider, Objekte, Fotos, Video- und Filmdokumente, Installationen. Thematische Zusammenhänge bleiben oft vage, ein wenig willkürlich, ohne tieferen Hintergrund.

Showvideos (Alexander McQueen) sowie die „neue Modefotografie“ (Corinne Day, Jürgen Teller) sollen das Ganze wohl abrunden, und Technologie muss sowieso sein (Störsender-Mantel/COOP Himmelblau, weinendes Kleid/Kobakant, aufblasbares Totenkopfkleid/Manon Kündig) – wir sind ja in der Stadt der ars electronica.

Schön ist es, die originalen Kleider, vor allem Viktor & Rolf’s Coral Dress aus der Cutting Edge Kollektion oder die aufwändigen Roben von Alexander McQueen aus der Nähe studieren zu können. Ich habe mir sehr schwer getan sie nicht anzufassen.

Schade, dass frühe Exponate von Kawakubo/Comme des Garcons oder etwa auch Yamamoto fehlen. Der Couture Clash, den sie 1982 während der Pariser Modewoche lostraten als sie mit ihrer scheinbar den Körper negierenden und verfremdenden Formensprache Presse und Publikum erschütterten, bereitete immerhin den Boden für die postmoderne Mode eines Martin Margiela.

Viktor & Rolf: Coral Dress, Cutting Edge Couture Collection 2010

Viktor & Rolf: Coral Dress, Cutting Edge Couture Collection 2010

LOVE & LOSS. Mode und Vergänglichkeit
LENTOS Kunstmuseum Linz
Ernst-Koref-Promenade 1
4020 Linz
13. März bis 7. Juni 2015

Empfehlung für Sonntag, den 10. Mai:
In der Reihe SONNTAGS UM 11 spricht Hausherrin Stella Rollig mit der wunderbaren Mode-Theoretikerin und Buchautorin Barbara Vinken. Vor dem Sonntagsgespräch wird ein erweitertes Wiener Frühstück serviert.
Frühstücksbeginn 10 Uhr, Gesprächsbeginn 11 Uhr, Ende 12.30 Uhr
Gespräch, Frühstück und Museumseintritt € 14, nur Gespräch € 4
Anmeldung erbeten bis 7.5.: claudia.kern@lentos.at, T 0732 7070 3601

Photos: Tschilp.com

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LIEBLINGSBRAND: Ein Onlineshop als lokale Design Greißlerei

Das LIEBLINGSBRAND Gründungsteam: Marlies Winkelmeier, Cloed Baumgartner, Bernd Artmüller

Noch bis 10. April kann man per Crowdfunding einen neuen Onlineshop für Mode und Design aus Österreich fördern. Mit einer Summe von 11.111 Euro soll die Beta Version von LIEBLINGSBRAND realisiert werden. Gründerin Cloed Baumgartner erzählt wie das gehen kann.

Erstmal Gratulation zum gelungenen Start der Crowdfunding-Kampagne. Ihr steht nach zwei Drittel der Laufzeit bei drei Viertel eures Funding Ziels. Wie fühlt sich das an?

Danke! Ich denke, dass wir eine übliche Kurve hinlegen, also exakt nach Statistik unterwegs sind.

Hast du oder jemand im Team schon anderweitig Erfahrung mit Crowdfunding gemacht? Wieso habt ihr euch für die Crowdfunding Plattform we make it entschieden?

Ich habe für das neu eröffnete magdas HOTEL kürzlich zwei Kampagnen umgesetzt und damit 57.000 Euro für dieses Social Business aufgestellt. Mit LIEBLINGSBRAND hab‘ ich den Österreich-Start der Schweizer Plattform we make it genutzt und auf die mediale Aufmerksamkeit gehofft.

Welche KäuferInnen möchtet ihr ansprechen?

LIEBLINGSBRAND holt alle KundInnen ab, die schon fest und fleissig bei lokalen Designerinnen während einschlägigen Events wie Messen oder Pop-Ups einkaufen.
In Zukunft spart man sich das Warten und die Anreise und das Abklappern der kleinen Läden, weil man sich vorher schon informieren und bequem vom Sofa aus einkaufen kann. Im besten Fall holt man sich die Ware ja dann trotzdem persönlich in den Boutiquen ab.

Und welche DesignerInnen?

LIEBLINGSBRAND will eine Plattform für professionell arbeitende, inhabergeführte Design-Labels sein, die entweder noch keinen eigenen Onlineshop haben oder LIEBLINGSBRAND als weiteren Vertriebskanal nutzen möchten. Gemeinsam haben wir mehr Kraft und bieten mehr Auswahl, was wiederum anziehend für KundInnen ist. LIEBLINGSBRAND wird kein Ösi-Dawanda, so viel ist sicher.

Kannst du etwas zum geplanten Unternehmenskonzept sagen?

Ich werde für LIEBLINGSBRAND eine eigene Firma gründen. LIEBLINGSBRAND darf sich nicht mit meinen anderweitigen Unternehmungen vermischen und muss auch die Möglichkeit der Beteiligung und Expansion bieten.

Wie wird das Vertriebsmodell aussehen?

LIEBLINGSBRAND ist ein Online-Shop-in-Shop Konzept. Jede DesignerIn bekommt ein eigenes Profil, stellt seine Produkte selbst online und verkauft auch auf eigene Rechnung. Das Betreiber-Team bekommt einen Prozentsatz vom Umsatz.

Es gab ja schon ein paar Versuche österreichisches Modedesign online zu vertreiben, etwa das vor einigen Jahren gescheiterte Projekt „Soup & Fish“ der Wiener Avantgarde Boutique Song oder „StyleAut“, das sich dann zu nelou entwickelt hat. Was wollt ihr anders oder besser machen?

LIEBLINGSBRAND ist nicht nur Mode, sondern auch für Produkt- und Interiordesign gedacht und später sogar für Dienstleistungen aus der Kreativwirtschaft. Mal schau’n. Zur Zeit gibt es eine derartige gemeinschaftliche Plattform nicht, die Nachfrage innerhalb der Szene ist aber da. Deshalb versuch ich das auf die Beine zu stellen.

Du giltst nicht nur in der österreichischen Mode-Szene als Pionierin für Nachhaltigkeit und Upcycling. Welche Rolle spielen diese Themen bei LIEBLINGSBRAND?

Danke. Die Auswahl der Brands erfolgt natürlich nach Kriterien wie Qualität und Designanspruch der Produkte, fairen Produktionsbedingungen und möglichst nachhaltigen, lokalen Materialien. Es geht uns darum, dass wir für die Kundinnen eine Alternative zu großen, globalen Versandhäusern schaffen, dass man quasi in Zukunft bei voller Auswahl bei der DesignerIn ums Eck einkauft, rund um die Uhr mit kurzen Transportwegen. Das zählt für uns.

Ein möglicher Namensvorschlag war ja auch Design Greißlerei, da spielt der Aspekt des Lokalen eine grosse Rolle. Der Name LIEBLINGSBRAND wurde übrigens von einigen DesignerInnen gemeinsam ausgetüftelt über eine geschlossene Facebook-Gruppe und transportiert für mich auch eine gewisse persönliche Ebene. Wir werden auf StammkundInnen zählen, auf das Netzwerk der DesignerInnen, auf den soliden Ruf, den wir uns als Szene aufgebaut haben.

Finanziert werden soll erst einmal eine Beta Version. Wie soll’s danach weitergehen?

Die Crowdfunding-Kampagne ist ja in erster Linie eine PR-und Marketing-Aktion. Der Programmierer Bernd Artmüller und ich investieren hier Eigenmittel, Energie, Zeit und Idealismus, um LIEBLINGSBRAND zum Laufen zu bringen. Weil LIEBLINGSBRAND bis zum Start schon viele Fans und Unterstützerinnen gesammelt hat, wird der Start natürlich besser klappen als bei allen anderen. Und stilvoll Scheitern muss ja auch mal vorgelebt werden 🙂

Und natürlich noch die Frage, die dir bestimmt noch nie gestellt wurde: Wieso gerade 11.111 Euro?

10.000 Euro wäre langweilig und für 15.000 Euro mag ich nicht kämpfen, dazu reicht meine Energie nicht, also was dazwischen. Ich hoffe sehr, dass wir die 11.111 Euro schaffen!

Danke für’s Interview und viel Erfolg!

Hinter LIEBLINGSBRAND stehen Cloed Priscilla Baumgartner (Innovationsmanagerin, Designerin, Shopbetreiberin), Bernd Artmüller (Entwickler, Programmierer) und  Marlies Winkelmeier (Designerin und Interior-Stylistin).

Foto: LIEBLINGSBRAND

 

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