Ethical Fashion Diplomatique

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In den leicht abgenutzten und vielleicht gerade deshalb recht charmanten Salons des Palais Clam-Callas – sprich Institute Francais – in Wien zeigte heute Juliet Imbert unter der Obhut des französischen Botschafters nochmals ihre Arbeiten. Sie waren bereits bei der MQ Vienna Fashionweek zu sehen, Imbert hatte zuletzt als Artist in Residence ein Monat im Museumsquartier gewirkt.

Die Pariser Modedesignerin und Gewinnerin des Ethical Fashion Show Award – Carrousel du Louvre recycelte für ihre Kollektion Dyad unbenutzte Materialien, die von Pariser Couture Häusern stammen,  wie auch Vintage von Wiener Flohmärkten.

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Und da die französische eine etwas intellektuellere Kulturnation ist – hierzulande erfreuen wir uns modemäßig ja am liebsten am reinen Spektakel – gab es vorab auch Programm: Cloed Baumgartner (Milch), Claudia Sprinz (Greenpeace), Julia Scharl (wandelbar) und Daniel Kalt (Die Presse) unterhielten sich über Mode und Nachhaltigkeit. Was eigentlich ein brennendes Thema sein könnte angesichts der Zustände unter denen Kleidung – und zwar durchaus auch im Luxus-Segment – erzeugt wird, verlief als nette Plauderei.

Da war von Entschleunigung die Rede, der Überflüssigkeit fünf Kollektionen pro Jahr zu produzieren (ein Umstand, der meines Wissens nach ohnehin auf kein österreichisches Label zutrifft), da wurde der Bedarf nach immer wieder neuer Kleidung in Frage gestellt und Swapping-Events und privater Kleidertausch als Alternative vorgeschlagen, der Mangel und die fehlende Transparenz von Öko- und Nachhaltigkeits-Gütesiegeln jedoch kaum gestreift, die Verantwortung von Industrie und Politik nicht erwähnt. Eh lieb, weil wir waren ja im diplomatischen Rahmen, aber irgendwie auch schade.

Das mit der Lust am Neuen hat im Übrigen recht wenig mit Kleidung zu tun, wer das glaubt, hat das System Mode nicht verstanden.

P.S. Am kommenden Wochenende (27.-29.9.2013) findet in Linz die WearFair statt.

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Neues blüht aus den Ruinen: Marc Jacobs SS2014 und Chanel HC FW2013/14, Video-Review

Ich muss noch immer an die Marc Jacobs Show letzte Woche denken. Eine irgendwie düstere und doch kostbare Welt, in der die Models – allesamt mit den gleichen cool zerfledderten, aschblonden Bob-Perücken ausgestattet – ihre Runden drehten, offenbarte sich da im Video-Stream.

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Zielstrebig und allen Widrigkeiten trotzend ist der Blick, mit dem die Mädchen sicheren Schrittes – flache Schuhe, endlich! – den Ort des Geschehens, das historische 69th Regiment Armory in Midtown Manhattan durchmessen. Auf dem Boden: jede Menge Orient-Teppiche, schräg darübergelegt sandig-staubig glitzernde Stege. Als Kulisse fungieren Versatzstücke früheren Strandlebens an einer Endzeit-Küste. Akustisch wird das Geschehen von einer kurzen Schrecksequenz aus dem Weißen Hai eingeläutet und dann folgt Icct Hedral von Aphex Twin/Philip Glass, eine gleichermaßen unheimliche wie schöne Komposition.

Was da vor sich geht, ist ein faszinierendes Zusammenspiel von Gegensätzen, das seine Kraft aus der Inszenierung des Vergangenen, Ruinösen bezieht: Eine Kollektion für den Sommer, die aus fast aussschließlich aus dunklen Farbtönen und ganz viel Schwarz besteht, ein Mash-Up aus Sportswear-Schnitten und viktorianischen Zitaten, gleichzeitig heutig wie historisierend. (Das kann ja was werden, wenn die Fast Fashion Produzenten darüber herfallen.)

Aber nicht nur bei Marc Jacobs setzt man auf eine verfallene Szenerie, um die Perfektion der Silhouetten durch die Kontrastierung mit einer unvollständigen, versehrten Umgebung zu überhöhen. Auch Karl Lagerfeld arbeitete bereits bei der Chanel Haute Couture Show knapp drei Monate vorher mit Ruinen-Elementen, aus denen neues Leben/eine neue Kollektion erwacht. Models mit Charakter, wie etwa Jacobs‘ Muse (!) Jamie Bochert, steigen hier in einem scheinbar zerstörten Theater von der Bühne in den Zuschauerraum hinab und führen eine super lässig elegante Haute Couture, die ganz Chanel ist, vor.

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Klassiker wie die handgewebte Woll-Bouclé-Jacke sind in so vielen Varianten zu sehen, dass man das Gefühl bekommt, als ziehe da mindestens ein halbes Jahrhundert Lagerfeldscher Kunst komprimiert in einer einzigen Kollektion vorbei. Chanel Remixed und dabei immer ganz im Hier und Jetzt.  

Aus den Bruchstücken der Vergangenheit sprießt also das Neue, doch während Jacobs mit einem eher dunklen, schummrigen Prunk liebäugelt, ist Lagerfelds Welt hell erleuchtet. Das gleißende Tageslicht fällt gnadenlos auf die grauen Trümmer der Krise, die da malerisch im Pariser Grand Palais herumliegen. Am Bühnenhorizont zeigt sich gar eine neue, modernistische Stadt. Der Vorhang schließt sich. Ganz großes Theater in beiden Fällen.

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Bloggers‘ Choice Pop-Up Store @ MQ Vienna Fashion Week 13

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20 heimische Labels – ausgesucht von insgesamt neun österreichischen Mode-Bloggerinnen – werden heuer wieder im Bloggers‘ Choice Pop-Up Store im Rahmen der MQ Vienna Fashion Week vertreten sein.

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Ich freue mich, dass ich eingeladen wurde, zwei Labels dafür vorzuschlagen, und für Tschilp Leserinnen sind sie auch keine ganz Unbekannten: Freut euch auf die famosen Leggindary Leggings und ALILAs feine Kleider und Schals aus japanischer Kimono-Seide!

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POP-UP STORE | BLOGGERS‘ CHOICE
12. bis 15. September 2013
freiraum, quartier21, MQW
Museumsplatz 1, 1070 Wien
open to public
12.-15. September 2013, 14-22 Uhr

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