Das Linzer Lentos zeigt noch bis 7. Juni 2015 eine Modeausstellung. Nach der spannenden 70er Jahre Show Glam! bezieht sich Love & Loss nun auf die 80er Jahre. Beide Themenfelder sind nach wie vor wesentliche Inspirationsquellen für die Mode und relativieren damit auch ein bisschen die Sicht auf die aktuelle Modeindustrie, die sich oft darauf beschränkt bewährte Rolemodels zu gut vermarktbaren Klassikern umzumodeln.
War Glam! eine Produktion der britischen Tate ist Love & Loss nun eine Eigenentwicklung. Ursula Guttmann liefert in ihrer zweiten Arbeit als Kuratorin (nach in addition 2008 im Linzer Schlossmuseum) diesmal den Mix aus Kunst und Mode. Das Namedropping im Überblickstext zur Ausstellung – Rei Kawakubo und Martin Margiela werden da in einem Atemzug genannt – macht natürlich neugierig. Man merkt schon: Hier geht es weniger um zeitgeschichtliche Zusammenhänge als um ein Zusammenstellen von Haltungen.
Und derer gibt es (zu) viele: Das Unheimliche, Memento Mori 1 und 2, Verfall und Vergehen, Zeichen der Zeit, Deconstruction and Destroy, Abgründe des Modebusiness, Punk Fashion, Kleidung und Erinnerung, Tod und Humor, Gothic Fashion lauten die einzelnen Stationen, anhand derer Guttmann versucht einem schwer zu ordnenden Sammelsurium aus qualitativ höchst unterschiedlichen internationalen und lokalen Leihgaben eine Struktur zu geben: 160 Kleider, Objekte, Fotos, Video- und Filmdokumente, Installationen. Thematische Zusammenhänge bleiben oft vage, ein wenig willkürlich, ohne tieferen Hintergrund.
Showvideos (Alexander McQueen) sowie die „neue Modefotografie“ (Corinne Day, Jürgen Teller) sollen das Ganze wohl abrunden, und Technologie muss sowieso sein (Störsender-Mantel/COOP Himmelblau, weinendes Kleid/Kobakant, aufblasbares Totenkopfkleid/Manon Kündig) – wir sind ja in der Stadt der ars electronica.
Schön ist es, die originalen Kleider, vor allem Viktor & Rolf’s Coral Dress aus der Cutting Edge Kollektion oder die aufwändigen Roben von Alexander McQueen aus der Nähe studieren zu können. Ich habe mir sehr schwer getan sie nicht anzufassen.
Schade, dass frühe Exponate von Kawakubo/Comme des Garcons oder etwa auch Yamamoto fehlen. Der Couture Clash, den sie 1982 während der Pariser Modewoche lostraten als sie mit ihrer scheinbar den Körper negierenden und verfremdenden Formensprache Presse und Publikum erschütterten, bereitete immerhin den Boden für die postmoderne Mode eines Martin Margiela.
LOVE & LOSS. Mode und Vergänglichkeit
LENTOS Kunstmuseum Linz
Ernst-Koref-Promenade 1
4020 Linz
13. März bis 7. Juni 2015
Empfehlung für Sonntag, den 10. Mai:
In der Reihe SONNTAGS UM 11 spricht Hausherrin Stella Rollig mit der wunderbaren Mode-Theoretikerin und Buchautorin Barbara Vinken. Vor dem Sonntagsgespräch wird ein erweitertes Wiener Frühstück serviert.
Frühstücksbeginn 10 Uhr, Gesprächsbeginn 11 Uhr, Ende 12.30 Uhr
Gespräch, Frühstück und Museumseintritt € 14, nur Gespräch € 4
Anmeldung erbeten bis 7.5.: [email protected], T 0732 7070 3601
Photos: Tschilp.com