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In österreich fehlt es sowohl an unternehmerischen Mode-Investments als auch an einer kosteneffizienten Produktionslandschaft. Keine gute Ausgangslage für angehende DesignerInnen. Dabei bilden wir hier an nicht wenigen Schulen gut qualifizierte Modeleute aus.
Alleine schon am Schulzentrum Die Herbstraße Mode und Kunst fällt es schwer den Überbick über die verschiedenen Lehrgänge und Kollegs zu behalten. Sie reichen von Schmuckkunst bis Fashion-Marketing und beinhalten Abendkurse wie auch fünfjährige HTLs.
Bereits Ende März fanden die beiden Shows Modeakt und Klamottenlauf statt, bei denen angehende AbsolventInnen verschiedener Kollegs für Mode, Design und Textil ihre Leistungen zeigten.
Und vergangene Woche (12. & 13. April) präsentierten wiederum Jung-DesignerInnen und KünstlerInnen aus anderen Lehrgängen des Schulzentrums ihre Arbeiten direkt im Haus im 16. Bezirk.
Professionell und vor begeistertem Publikum ging es um sehr unterschiedliche Themen, die von Trench-Interpretationen und dekonstruierten Jacken und Hemden über allerhand Standardstücke und festliche Kleidung bis zu jeder Menge historischen Kostümen reichten. Hochwertiges Stoffmaterial, gute Verarbeitung und viel Liebe zum Detail fielen dabei absolut positiv auf.
Die geballte Ladung an romantisierenden Frauenbildern als quasi krönender Abschluss des Programms gab mir allerdings so zu denken, dass ich sie jetzt als Anlass für einige grundsätzliche Überlegungen nehmen möchte.
So viel Geschichte ist mir nämlich unheimlich. Von einer Meisterschule für Bühnenkostüm, eine der vielen Ausbildungsvarianten an der Herbststraße, erwartet man selbstverständlich historisches Knowhow. Aber da waren kaum Brüche oder Kritik zu sehen. Wenn die Kleider aus verschiedenen Epochen denn wirklich wie bloße Kopien wirken sollten, dann ist das gut gelungen. Vielleicht ließe sich da aber noch mehr herausholen.
Veronique Branquinho fand seinerzeit an der Modeklasse einen anderen Weg, ihre StudentInnen am historischen Kostüm zu trainieren: Durch die Ausführung in Molino (einem einfachen, meist ungefärbten Baumwollstoff, der für Testmodelle verwendet wird) wurden die Werkstücke nämlich aus ihrem Kontext herausgelöst, abstrahiert und auf reine Studienobjekte beschränkt. Diese Vorgangsweise ermöglichte durch den distanzierten Blick auch wieder sehr innovative Formen der Auseinandersetzung.
Ich möchte keinesfalls die Leistungen der Studierenden schmälern. Die sind wirklich top. Doch würde ich mir für Schulen wie diese wünschen, dass gesellschaftliche Rahmenbedingungen, Rollenbilder und soziokulturelle Bedeutungszusammenhänge von Bekleidung und Mode in der Ausbildung mehr bewusst gemacht und gefördert werden. Erst dadurch eröffnen sich meiner Überzeugung nach Blickwinkel, die über das schlicht Hübsche und Oberflächliche hinausgehen. Denn gute Mode ist mehr als das.
Viele Fotos und weitere Infos gibt es auf der Website des Schulzentrums Herbststraße.
5 Responses to Mode, Schule und Kritik am Beispiel der Herbststraße Performances ’12