Vintage die Zweite: Ingrid Raab, Inhaberin des Vintage-Shops FLO zum Thema

Ingrid Raab ist Vintage Pionierin der ersten Stunde. An den Auslagen ihres Geschäfts FLO habe ich mir schon vor mehr als 20 Jahren immer wiedermal am Rande nächtlicher Streifzüge durchs Freihausviertel die Nase platt gedrückt.

Das folgende Interview entstand im Rahmen der Arbeit an meinen Artikel Faszination Vintage  für AUSTRIANFASHION.NET.

Flohmärkte als Party mit DJs, Kleidertausch-Events, kreative Umarbeitungs-Workshops, Vintage- und Secondhand Shops – das Interesse an „alter“ Mode erfreut sich großer Beliebtheit. Was tut sich in Ihrem Geschäft, Frau Raab?

Nachdem ich seit 33 Jahren Vintage-Mode verkaufe, kann ich in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg der Nachfrage feststellen. Wobei man festhalten muss, dass die Wienerin eine vorsichtige Vintage-Kundin ist.

Es passiert mir immer wieder, dass Leute – von meinen Auslagen angelockt – mein Geschäft betreten und glauben, ich hätte neue Mode. Der Begriff Vintage ist vielen fremd! Erst nachdem ich erklärt habe, was Vintage bedeutet, wird das Interesse so richtig geweckt. Dann muss ich aber auch noch den Unterschied zwischen Secondhand und Vintage nachsetzen.

Wonach suchen Ihre KundInnen? Und was finden sie bei Ihnen?

Sehr gefragt sind Cocktailkleider aus den 50er bis 70er Jahren, auch glamouröse Abendmode. Designermode aus den 70ern und 80ern kann man in guter Auswahl finden und meine Kundinnen sind daran sehr interessiert.

Wie Vintage generell immer im Trend ist, denn die heutigen Designer holen sich die Anregungen für ihre Entwürfe ja bei der Mode von 1920 bis 1980. Präsentieren dann bei den Modeschauen ihre neue Linie „inspiriert“ von z.B. 1950 oder 1940 oder, oder…

Wie würden Sie Vintage definieren? Worin besteht für Sie der Unterschied zwischen Vintage und Secondhand?

Der Begriff Vintage wurde aus der Weinsprache (erlesene Jahrgänge) in die Modesprache importiert und definiert somit erlesene Jahrgänge der Mode. Was bedeutet, dass nur hochqualitative Ware von 1920 bis 1980 den Begriff Vintage verdient.

Damit grenzt sich Vintage deutlich von Secondhand ab. Vergleichbar mit Altwaren und Antiquitäten. Vintage sind Antiquitäten! Secondhand sind Altwaren. Darauf legen alle Vintageshops großen Wert!

Wo finden Sie ihre Schätze und was sind Ihre Kriterien beim Einkauf?

Meine Ware kommt nur aus privater Hand. Ich bin sehr wählerisch und nehme nur hohe Qualität. Bei mir findet man Vintage-Mode von Kopf bis Fuß von 1880 bis 1980.

Wie stellen Sie Ihr Sortiment zusammen?

Ich  lege Wert darauf, Vintage-Stücke mit jetzigen Teilen zu kombinieren, um so einen eigenen, ganz persönlichen Stil zu erstellen. Kate Moss  ist Vorbild für diese kreative Art des Anziehens.

So mixe ich auch in meinen Auslagen verschiedene Stile, um zu demonstrieren, wie man es auch anders machen kann. Mein Sortiment erstreckt sich von Modeschmuck aus der Zeit bis zu Handtaschen, Schuhen und Hüten. Mäntel, Jacken, Kostüme und Kleider sowie Abendmode. All das nach Farben sortiert und in perfektem Zustand.

Wo sind ihre Stücke in etwa preislich angesiedelt und wie ergeben sich die Preise?

Die Preise ergeben sich – wie bei den Antiquitäten – durch das Alter des Stückes. Je älter desto teurer. Was natürlich alles relativ ist. Ein Charlestonkleid von 1920 komplett mit Straßsteinen, Pailletten oder Perlen bestickt, in gutem Zustand, kann man so um die 2.000 Euro erwerben. Liebhaber können nicht mehr ganz perfekte Stücke aus dieser Zeit schon um 300 bis 500 Euro bekommen. Oder ein Abendmantel aus Seide von 1900 kostet in etwa 600 Euro.

Petticoat-Kleider aus den 50er Jahren kosten von 120 bis 200 Euro. Wintermäntel aus den 60er und 70er Jahren bekommt man schon ab 140, lustige Minis aus den 70ern biete ich ab 70 Euro an. Ein Designer-Kostüm z.B. von YSL kostet ca 300 Euro.

Tragen Sie persönlich Vintage und warum?

Ich mixe gerne Vintage-Teile mit meiner vorhandenen Garderobe –  so wie ich es  meinen Kunden empfehle. Nachdem ich nicht unbedingt ein Kleider-Typ bin, mache ich das vorwiegend mit Jacken, Mänteln, Schals, Schmuck und Schuhen aus den verschiedensten Epochen. Sehr gut stehen mir die Vierzigerjahre.

Vielen Dank für das Interview!

FLO Vintage – Nostalgische Mode
Schleifmühlgasse 15a, 1040 Wien


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