Einheitsbrei und andere Kost

Kollegin Blica konstatiert der Fashion-Blogosphere eine zunehmende Tendenz zum Einheitsbrei. In Zeiten, wo immer mehr PR-Agenturen auch den Bereich Blogger-Relations für ihre Kunden betreuen, belaufe sich

der inhalt von modeblogs eben nur mehr darauf, aussenreportagen zu diversen pr-veranstaltungen zu liefern.

Will heißen:  Die verschiedenen Postings zu Events wie etwa Press Days beschränken sich derzeit oft auf „Beweisphotos“ aus ein- und denselben Showrooms. Es geht dabei praktisch nie um auch nur irgendwie fachliche Inhalte, sondern wohl eher darum, die Zugehörigkeit  zu einer Szene zu demonstrieren, die man für professionell hält.

Diese „Gleichschaltung“ rührt meiner Ansicht nach zu einem Gutteil von der Dankbarkeit her, überhaupt eingeladen worden zu sein. Diese Dankbarkeit äußert sich durchwegs in Form affirmativer Berichterstattung, auch wenn es denn halt nur Bilder sind. Ein altes wie allgegenwärtiges Phänomen, das ich dem Begriff Hofberichterstattung zuordnen möchte.

Das Prinzip ist recht einfach. Kritische Auseinandersetzung ist in einer um Events und Image zentrierten Branche nicht gefragt. Und die Hand, die einen füttert, hat man gefälligst nicht zu beißen. Ansonsten gibt’s kein Futter. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Beispiel:

Nachdem ich mich auf eine Einladung der Veranstalter der kürzlich stattgefundenen Styles Gala mit Show der Wiener Modemacher und Verleihung des Couture Preises 2011/12 hin angemeldet hatte, erhielt ich folgende Email (Auszug):

Sehr geehrte Frau Dr. Amort!
Gerne sind wir auf Ihre Anfrage eingegangen und haben diesbezüglich auch eine kurze Recherche durchgeführt. Daraus ergab sich bei uns jedoch eine leichte Verwunderung, weshalb Sie sich wiederum ein Event mit ‚letztklassigem Publikum‘ und ‚geschmacklosen Hors d’œuvre sowie laschen Hauptgängen‘ antun wollen.

Wir müssen leider davon ausgehen, dass sich unser grundlegendes Verständnis für Stil und Mode in den letzten beiden Jahren nur mariginal verbessert hat und daher Ihre Erwartungshaltung auch nicht nur annähernd erfüllen kann. (…)

Was da ironisch rüberkommen sollte, wirkt entlarvend. Stören sich doch die Veranstalter offensichtlich am meisten an meiner – zugegeben ziemlich deutlichen – Meinung über die Verköstigung. Was ich zur seinerzeit präsentierten Mode zu sagen hatte –  hier und hier nachzulesen – spielte überhaupt keine Rolle.

Den Couture Preis hat übrigens Melitta Rockenbauer (Nurit Couture) mit einem sehr aufwendig gefertigten, sommerlich eleganten Modell gewonnen. Im  Nachbericht der Veranstalter, der mir zugespielt wurde, fand dies allerdings keinerlei Erwähnung.

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