Elisabeth Noever-Ginthör hat viel mit österreichischer Mode zu tun. Sie arbeitet bei departure, einem Unternehmen des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds, das sich der Förderung der Creative Industries widmet. Hier ihre Sicht auf das Modejahr 2009:
Was waren für dich die zwei oder drei spannendsten Entwicklungen in Sachen Mode in Österreich?
So viel Interesse wie 2009 an österreichischem Modedesign gab’s wohl schon lange nicht mehr. Dazu tragen viele engagierte Leute und – zum Teil neu gegründete – bzw. bestehende Initiativen und Institutionen bei, wie beispielsweise Unit F, Austrian Fashion Net, der Modepalast, 7tm und auch die 2009 erstmals stattgefundene MQ Vienna Fashion Week.
Mein persönliches Highlight 2009 war – wie könnte es anders sein – die departure fashion night, die dieses Jahr einen Fokus auf „fashion pioneers“ gelegt hat: junge Labels wie Mangelware, superated, house of the very island’s club haben neben dem etabliertem Label Ute Ploier ihre Kollektionen in Wien im Semperdepot am Laufsteg präsentiert.
Gleiches kann man wohl über die erstmals stattgefundene MQ Vienna Fashion Week sagen: auch hier gab’s regen Andrang sich die Kollektionen von Gina Drewes, Elfenkleid, Michel Mayer neben den Kollektionen von Marcel Ostertag und Tom Rebl anzusehen.
Klein aber fein auch die Ausstellung im Quartier 21 zum Thema Modeblog unter dem Titel The Vienna fashion observatory – faszinierend und viel zu wenig diskutiert, auch im Hinblick darauf, wie sehr Mode eine Stadt, ein Stadtbild prägt.
Worauf hättest du lieber verzichtet?
Betrüblich fand ich die de facto Auflösung der Maison Martin Margiela. Margiela war schließlich über Jahre hinweg die Spitze der Avantgarde selbst. Man darf gespannt sein, was da folgen wird.
Was Wien betrifft, würde ich mir wünschen, dass die vielen Akteure hier enger zusammenarbeiten, weniger Unkenrufe und mehr Kooperation und Kommunikation zwischen den einzelnen Playern. Für ständige Querelen ist diese Stadt (und auch die vorhandenen Budgets) eindeutig zu klein.
Dein persönliches Lieblingsstück 2009?
… ist mein Strickmantel von Peachoo +Krejberg, der mich durch die kalten Wintertage gebracht hat.
Was wird 2010 wichtig werden, dein Tipp?
„Mode und Handwerk“ könnte sicherlich zukünftig eine wichtig Rolle spielen (in der Kooperationsbörse 2009, organisiert von Austrian Fashion Net, wurde das ja bereits aufgegriffen).
Danke fürs Interview!
Bilder: departure fashion night 2009, Mode von House of the… und Ute Ploier, Fotos: Klaus Vyhnalek