Interview: Mia und Stefan haben den Fashion Blogger Day konzipiert.

Am 6. Juni findet im Rahmen des 9festival der sogenannte Fashion Blogger Day statt. Vom folgenden Email-Interview, das ich mit den beiden OrganisatorInnen Maria Ratzinger (Stylekingdom) und Stefan Urschler (SKIR) geführt habe, bin ich allerdings selber nicht ganz überzeugt. Trotz Monsterlänge wenig Informationswert und am interessanten ist eigentlich, welche Fragen nicht beantwortet wurden. Aber vielleicht sehe das nur ich so, ihr seid jedenfalls gewarnt.

Mia und Stefan, Ihr zeichnet für die Konzeption des Fashion Blogger Day am 6. Juni verantwortlich. Ihr arbeitet ja schon eine ganze Weile daran – könntet ihr kurz erzählen, wie das Projekt überhaupt entstanden ist? Wie teilt ihr euch die Arbeit auf? Wie hoch sind die Kosten und wie finanziert sich das Projekt (ihr habt ja angeblich auch privat Geld investiert)?

Mia: Die Unit F ist mit dem Vorschlag im letzten Jahr zu Stefan gekommen und er hat mich gefragt, ob ich zu einer Vorbesprechung “mal mitkommen möchte��? und ab dem Zeitpunkt war ich dabei. Da Stefan in Graz wohnt, bin ich hier vor Ort tätig und erledige alles was in Wien anfällt. Es gibt eigentlich keinen Plan wer genau was macht, wir schupfen das gemeinsam. Stefan war allerdings für das Booking der DJs alleine verantwortlich.

Das mit dem „privaten Geld“ investieren, lässt sich natürlich nicht immer konkret auflisten. Aber wenn man sich die hunderte Telefonate, die Zeit und das Benzin, das verfahren wurde, Bahntickets, Druckerpatronen bis zum Gestalten von Flyern oder dem Organisieren von Goodie Bags, Werpepartner finden etc. zusammenrechnen würde, käme man auf eine beachtliche Summe, die Stefan und ich da hineingesteckt haben und die natürlich nicht bezahlt wird. Zu der Finanzierung der Party möchte ich keine konkreten Zahlen nennen, aber es kann sich jeder vorstellen wieviel die Anreise der DJs (16 insgesamt), Hotelkosten, Gagen, Werbung usw. kostet.

Stefan: Vor allem die Sponsorenproblematik in unserem Land auf Grund der Krise hat uns in diese Lage gebracht. Ich habe bemerkt, dass viele Firmen noch wenig mit dem Thema Blogging anfangen können, und wenn, dann selbst einen Corporate Blog machen der dann ohnehin zum Scheitern verurteilt ist. Denn diese Sites kommen einfach viel schwieriger bei den Lesern an, als unabhängige Blogs. Dass somit ein Fashion Blogger Day nicht wirklich in deren Interesse liegt, war wohl neben der aktuellen Wirtschaftslage, das Hauptproblem. Der Werbewert und die Zielgruppen Positionierung war anscheinend nicht gefragt. Dennoch freue ich mich sehr, dass mit CUT Magazin noch ein Partner gefunden wurde.

Mia, du hast erwähnt, dass z.B. die DiskussionsteilnehmerInnen letztendlich von Unit F ausgewählt wurden. Wie frei konntet ihr denn euer Konzept gestalten? Die Veranstaltung wird ja auch von go international gefördert, welche Vorgaben gab es von dieser Seite?

Mia: „go international��? sind nicht in die Vorbesprechungen einbezogen worden. Über das Thema der Diskussion waren wir uns mit Unit F sehr schnell einig, da es ja auf der Hand liegt und ein sehr aktuelles Thema ist. Vor allem nachdem Du von den Hetzendorf Gesprächen X berichtet hast, war ich persönlich überzeugt, dass es das richtige ist. Die Konzeptuierung war kein Problem. Wir haben es vorgelegt und dann besprochen, und es gab keine gravierenden Abänderungen seitens Unit F.

Stefan: Es gab eine Liste, die in einigen Meetings dann die endgültige Form angenommen hat, um die Einladungen zu versenden. Danach mussten wir auf Zu- oder Absage warten, was oft etwas langwierig ist. Am Ende bin ich aber mit der Auswahl der Teilnehmer sehr zufrieden. Von „go international“ kamen keine Vorgaben. Da hatten wir vollkommene freie Hand. Und die Zusammenarbeit mit Unit-F klappte auch reibungslos, was natürlich schon von Vorteil ist.

Symposion mit Vorträgen oder Podiumsdiskussion, welches Programm wird uns denn nun am Fashion Blogger Day erwarten?

Mia: Es werden zwar kurz die Blogs vorgestellt, damit sich auch die Leute auskennen, die dieses Genre und die Akteure nicht kennen, aber es wird eine spannende Diskussion, die das Publikum einbeziehen soll. Natürlich kann man nicht sagen, wie sich das Ganze entwickeln wird, denn den dynamischen Prozess einer Diskussion kann ja niemand prophezeien. Da die Podiumsdiskussion für drei Stunden angesetzt ist, sehe ich auch keine Schwierigkeiten, dass etwas nicht ausführlicher besprochen werden kann.

Stefan: Ich bin auch der Meinung, dass die Diskussion gerade durch das Einbinden der Blogger im Saal und speziell in der First Row zu einer lebhaften Diskussion sorgen werden. Zudem ist Joachim Bessing auch ein guter Diskussionsleiter. Am Abend freut es uns sehr, dass wir die zahlreichen, auch aus dem Ausland kommenden Blogger beim Pratersauna Pre-Opening dabei haben werden. Gewidmet wird die „I die. BanANNAs“ Party ja Anna Wintour, welche leider eine Front gegen Blogger aufgezogen hat.

Gratuliere zur hochkarätigen Gästeliste, die mit den viel gelesenen Bloggerinnen Susanna Lau (Style Bubble), Diane Pernet (AShadedViewOnFashion), Julia Knolle (LesMads) sowie Herausgeber Imran Amed (BOF) international besetzt ist. Hat das Budget denn für einen Kenner oder eine Kennerin der österreichischen (Online)Medienlandschaft nicht mehr gereicht?

Mia: Es bekommt keiner für seine Teilnahme Gage, also ist es keine Frage des Budgets. Ich habe zusammen mit Stefan eine Liste von Bloggern erstellt, die uns relevant erschienen und der Unit F vorgelegt, die dann daraus wählte. Hier möchte ich aber nicht den Ball an die Unit F weiterspielen, sondern auf die Philosophy hinterm Fashion Blogger Day, der schlußendlich in jeder Stadt der Welt stattfinden könnte. Hier geht es nicht um Nationalität, sondern Erfahrung. Wenn Diane Pernet Wienerin wäre, dann würde sie genauso auf dem Podium sitzen. Den Vorwurf, keiner mit österreichischem Pass würde am Podium sitzen, ist hier nicht gerechtfertigt.

Es wird sicher in Zukunft immer wieder Veranstaltungen geben, die Fashion Blogger (in Österreich) thematisieren und da werden dann wieder heimische Blogs vertreten sein. Wir hätten es schon “Austrian Fashion Blogger Day��? nennen müssen, um den Anspruch hier auf Österreich zu legen. Anscheinend fühlen sich viele auf den patriotischen Schlips getreten, wenn sie nicht am Podium, sondern “nur��? im Publikum sitzen.

Stefan: Die Ausrichtung vom Fashion Blogger Day war in unseren Köpfen von Anfang an international angedacht. Hat also weniger mit dem Sponsor des Symposiums zutun. Die Heimische Medienlandschaft ist in meinen Augen leider noch nicht 2.0 angekommen. Das hört man von vielen Seiten. Die einen ignorieren die Entwicklungen und machen so weiter wie bisher, und die anderen haben wahrscheinlich zu wenig Macht. Der Fashion Blogger Day soll natürlich schon helfen diese Mauern einzureissen, aber auch und vor allem ein Get-together auf internationaler Ebene sein. Das Modeblogger-„Who is Who“ in Wien zum Kennenlernen.

Ich denke jedenfalls, dass Entwicklungen bei uns einfach immer viel länger dauern. Deshalb ist ein Fashion Blogger Day bsp. für die meisten Medien 2009 nicht wirklich eine Story wert. Man merkt das an der Ignoranz des Themas in der Vorberichterstattung. Eventuell haben die Printmedien 2010 aber schon erkannt, dass der Zug in Richtung Zukunft ohne sie abgefahren ist. Denn wer sich die Gegenwart nicht eingesteht und Entwicklungen annimmt, der wird es dann sehr schwer haben.

Aber hierfür wäre es notwendig ein eigenes Symposium abzuhalten mit den heimischen Bloggern und Printmedien Vertretern oder eben einen „Austrian Fashion Blogger Day“ wie Maria gesagt hat.

Der Fash Clash Focus liegt also nicht bei der stagnierenden heimischen Medienlandschaft. Das war nicht die Intention. Viel mehr geht es um Kontroversen die bsp. Johannes Thumfart ausgelöst hat, und diese spielen sich auf Internationaler Ebene ab.

Johannes Thumfart, Verfasser des in der deutschsprachigen Fashion-Blogosphere eifrig weitergereichten Artikels Abmarsch wird der einzige „klassische“ Journalist in der Runde sein. Welche kontroversiellen Meinungen darf sich denn da das Publikum unter dem Titel „Fash Clash: Discussing the Digital Controversy“ erwarten?

Mia: Beachtlich ist auch die Meinung von Joachim Bessing (Moderator und Journalist), der Online- Medien kontroversiell gegenüber steht. Ich erwarte mir auch von ihm einige Anstöße. Beim Artikel von Johannes Thumfart muss ich heute ein bisschen schmunzeln, denn eigentlich übte dieser ziemlich sanfte Kritik, im Gegensatz dazu welchen Sturm der Entrüstung er ausübte. Das zeigt eben wieviel Ego hinter vielen Blogs steht und wie wenig Humor es beim Selbstverständnis gibt.

Stefan: Ich finde das Diane Pernet Recht hat wenn sie sagt das sie an die Zukunft der Blogs glaubt. Die Aktualität aber auch der Umgang mit den Lesern machen Blogs einfach sehr interessant. Das Print Magazin wird in der jetzigen Form wahrscheinlich nicht mehr lang existieren. Dennoch aber in ein einer anderen Form. Da die gedruckten Editorials natürlich weitaus ansehnlicher sind als auf einem Bildschirm.

Ausserdem liest man nach wie vor nicht gerne zu lange Texte im Netz. Deshalb ist der Online Markt natürlich fokussiert auf aktuelle Themen. Bei Blogs ist das aber anders, denn Blogger brauchen sich bei keinem Chefredakteur verantworten. Sie machen das, was ihnen gefällt und schaffen so eine Leserschaft aufzubauen, zu halten, oder verlieren sie wieder schnell. Man darf hierbei nicht vergessen wie viele Modeblogs wieder vom Bildschirm verschwanden. Aber ich bin da eigentlich schon zu stark bei der nächsten Frage.

Was das Symposium betrifft, so hoffen wir natürlich, dass eine gute Diskussion entsteht. Ich möchte aber auch ganz klar darauf hinweisen, dass die Teilnehmer mit der heimischen Online Medienlandschaft nicht vertraut sind.

Inwieweit unterscheiden sich eurer persönlichen Meinung nach Online-Journalismus und Print-Journalismus?

Mia: In seiner ganzen Aufmachung natürlich! Online hat kein Papier, das bedruckt werden muss, keine begrenzte Seitenanzahl, die Interaktivität mit dem Leser, der auf Postings sofort reagieren kann und auf der gleichen Ebene des Verfassers publizieren kann. Das alles stellt für mich die absolute Zukunft dar und durch die geringen Mittel mit der man ein solches Medium betreiben kann ist es die pure Meinungsfreiheit.

Ich frage mich, wie Print so lange so langsam in der Schnelligkeit des Modebusiness überleben konnte, aber es gab ja bis vor kurzem überhaupt keine Alternativen. Wie es weitergehen wird? Keine Ahnung. Verschwinden werden Magazine nie, weil jeder schöne Editorials in der Hand halten und sammeln will. Aber für viel mehr – außer Reportagen – wird es auf die Dauer nicht reichen.

Stefan: Nachdem ich, was das betrifft, bereits in der letzten Frage einiges erwähnt habe, hier nun die Fortsetzung. Der ganz große Unterschied ist wie gesagt, dass online die Dinge in Echtzeit passieren. Also im Bereich Nachrichten etc. ist das natürlich der wichtigste Vorteil gegenüber den Printmedien. Zudem hat man die Möglichkeit sofort Feedback auf Stories abzugeben, diese via Social Bookmarks zu verbreiten und vieles mehr. Der Leser bekommt so Möglichkeiten die er in der Offline Welt nicht hat.

Ein anderer großer Schwachpunkt im Printbereich ist aber sicherlich die nicht vorhandene Möglichkeit der Weiterentwicklung. Online wird die Entwicklung nicht aufzuhalten sein, und es wird es immer wieder neue Dinge geben. Das Web 2.0 wird zu 3.0 und so weiter.

Wenn es aber darum geht, die ganz die großen Stories aufzubereiten, die ja meist durch längere Recherche zustande kommen, dann haben die Print Magazine und Zeitungen den Vorteil, und natürlich bei den Editorials. Am Ende werden sich aber wahrscheinlich nur ein paar Print Magazine halten können. Nämlich die, die es verstehen die offline und die online Welt in einer perfekten Symbiose zu verbinden.

Derzeit entwickeln Onlineverlage neue Formen von Werbefinanzierungen wie etwa Paid Content, die Vermischung von Redaktion und Werbung verschmilzt hier noch wesentlich stärker als in der alten Offline-Welt. Was meint ihr dazu? Sollten unabhängige BlogautorInnen eurer Ansicht nach Geld verdienen, und wie, wenn nicht durchPR/ Werbung im weitesten Sinne?

Mia: Warum weht über solchen Fragen immer ein Hauch der Prostitution? 😉 Wenn ich mir ansehe, wieviel Zeit in meinen Blog fließt und der einzige Unterschied ist, dass ich nicht von einem Verlag redaktionell angestellt bin und keine finanzielle Absicherung dadurch habe, dann ist es absurd warum Blogger nicht bei solchen Programmen mitmachen dürfen. Und noch schlimmer: Ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Einzuwerfen ist die Tatsache, dass alles eine Gratwanderung ist. Wer seinen Content “zukleistert��?, verliert schnell an Glaubwürdigkeit, aber wenn man sich mit einer Marke identifizieren kann und diese zum Blog passt… Warum nicht?

Schon einmal darüber nachgedacht, wie oft Print- JournalistInnen auf PR- Parties abhängen oder Geschenke bekommen? Wieviele Seiten Werbung alleine die Vogue führt? Die hat selten mit Glaubwürdigkeitsproblemen zu kämpfen, obwohl sie pures Advertising ist.

Ich glaube auch nicht, dass Paid Content die Bloglandschaft verändern wird, denn viele suchen sich Blogs gerade deswegen aus, damit sie nicht mit Werbung beschallt werden. Deswegen hängt der Erfolg eines Blogs auch davon ab, wie die Werbung eingebunden wird. Und das sollte nicht über Pop-ups oder ähnliche Krankheiten laufen. Aber im Grunde ist jede Abbildung einer jeden Klamotte, die jemandem gefallen könnte eine Werbung, denn diesEr will ja meist auch kaufen.

Stefan: Ich denke hierbei sollte man sogar froh sein. Denn hoffentlich sind dann die Ausgaben im bereich Corporate Blogs Geschichte. Ich kenne nämlich kaum wirklich gute davon. Das liegt vor allem daran das es nicht von heute auf morgen geht eine Leserschaft zu bekommen, die treu bleibt. Corporate Blogs sind in meinen Augen viel zu offensichtlich angelegt. In Österreich betreibt das ja jetzt auch beispielsweise Stiefelkönig. Ich bin gespannt wie lang es die Seite gibt. Und dass die Autorin dieser Artikel das Ganze gratis macht, wäre die falsche Annahme. Deshalb halte ich es für absolut notwendig das die unabhängigen Blogger die Möglichkeit haben, Geld zu verdienen. Die Frage ist eigentlich nur, ob sie freie Hand haben in dem, was sie schreiben oder ob die Vorgaben so sehr einengend sind.

Als Beispiel möchte ich abschließend noch Glam Media bringen. Stylishkidsinriot.com ist ja ein Teil dieses Netzwerks seit einigen Monaten und so gesehen passiert Paid Content auch bei uns. Allerdings haben wir auch die Möglichkeit Kampagnen Anfragen abzulehnen und es gibt viele Kampagnen die auch im Bereich des Content viel Gestaltungsraum lassen. Oft gibt es nur ein paar Vorgaben und der Rest kommt dann von uns. Insofern kann ich dahingehend nur meine Zustimmung für diese Entwicklung aussprechen.

Und Jennine Tamm, die Koryphäe der Independent Fashion Bloggers, welche leider für den Fashion Blogger Day absagen musste, bietet im übrigen auf Ihrer Website sehr viele hilfreiche Tipps für Blogs aber auch die Möglichkeit für PR Agenturen sich anzumelden um auf das große Netzwerk zugreifen zu können. Diese Agenturen vergeben dann auch Advertorials, Gewinnspiele etc. Insofern wird das Ganze in naher Zukunft sicherlich auf vielen Blogs vorzufinden sein.

Wann ist der Fashion Blogger Day ein Erfolg aus eurer Sicht? Wieviele BesucherInnen erwartet ihr euch?

Mia: Ich habe einige Zusagen aus Deutschland bekommen. BloggerInnen, die sich am 6.6. extra auf den Weg nach Wien machen, um bei uns zu sein und uns und andere kennenzulernen. Das war für mich schon ein Wow- Erlebnis. Wenn die Community an diesem Tag weniger 2.0, sondern real ist. Das ist ein Erfolg für mich.

Stefan: Das ist eine gute Frage. Ich hab ehrlich gesagt noch nicht darüber viel nachgedacht. Vielleicht fehlt die Zeit. Es ist ein Projekt in welches viel Herz, Emotion etc. investiert wurde. Schön wäre es, wenn es seitens der Medien im breiteren Maße goutiert wird, aber das wird man sehen.

Danke für das Interview.

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