Modeblogs made in A. Die Interviews: You can find inspiration in everything

Ihr Blog hat sie You can find inspiration in everything genannt. Und Gerlinde, deren Stimme wohl viele aus dem Radio kennen, ist die vierte meiner Interviewpartnerinnen, die ich für meinen Artikel zum Thema Modeblogs made in A befragt habe.

Was für ein Outfit trägst du gerade?

Ha! Eins meiner Korsette. Oder meinen Los Angeles Samttrainingsanzug. Oder die Armyjacke mit den Gorillafellarmen. Oder einen tellerrock und Fifties-Pumps… Das ist schließlich hier das internet, oder?

Seit wann gibt es dein Blog und wie kam es dazu, dass du begonnen hast?

Zum Bloggen braucht man ein Thema. Oder sagen wir, eine Stimme, die eine ganz besondere Klangfarbe hat. Das ist mir nach einigem „es ist schon wieder nichts passiert“-Geblogge auf dem damals gratis twoday -Account klar geworden. Geholfen hat mir auch dann, dass ich mit Freunden von DE:BUG und ORF und sonst noch so Camo-Freunden und sexy Philosophen ein Kriegsblog aufgemacht habe, Kriegsmaschine, als der Krieg im Irak begonnen hatte.

Jahre nach Operation Shock and Awe ist die Lust am Bloggen wiedergekommen, weil ich einen jungen Mann kennenlernte, der sogar ein eigenes Blogsystem programmiert hatte, Antville. Weil twoday ja nur ein fork von Antville ist, und es da auch kleine Animositäten gab, hielt ich mein uncooles twoday-Blog vor ihm geheim. Das passte auch damals zu meiner ganzen Einstellung.

pony.exe war ein Geheimblog, keine links nach Außen. Völlig alleine Django-mäßig vor sich hin wursteln mit einer ganz strengen Redaktion im Kopf: Coolness, Enigmatik, Poesie, Andeutung, kaum Bilder, strenges Layout, Unnahbarkeit, selber Font wie alle coolen Typen damals – malorama und Praschl und wie sie alle hießen.

Natürlich hatte ich da bald ein paar Fans. Merchandising Artikel wurden gefordert, pony.exe Shirts für Bloggertreffen entworfen, wo ich dann natürlich nie hinging. Coole Sau halt. Aber auch irrsinnig hermetisch.

Und jetzt kommts: Ich hab mich verändert. Die letzten Beiträge auf pony.exe waren dann schon eher mehr über Jeans, über Zöpfe, über Rachael und Pris aus Blade Runner und mit welcher ich mehr sympathisierte, und über handgestrickte Pandamützen (lustigerweise hat mir jemand vor 2 Wochen genau so eine in mein Fach im Funkhaus gelegt! Unbekannterweise vielen Dank!). Ich habe auch immer mehr Modeblogs gelesen, ab Winter 2006. fashionologie und die immer die gleiche Liste auf modabot auf und ab.

Und als ich dann nach der Sache mit dem Brustkrebs im Jahr 2007, nach Operation und Bestrahlung ziemlich am Boden lag, da hab ich dann die pony.exe Coolness-Restriktionen endgültig gelassen. Zum Beispiel hab ich angefangen, regelmässig die InTouch zu lesen. Das Leben ist kurz, also warum sich so einen milden schwachsinnigen Spaß verbieten?

Und weil ja aufgrund meines schwachen Zustands an Ausgehen oder zumindest in der Arbeit klamottenmässig repräsentieren nicht zu denken war und sämtliche Styling-Ideen meist ungesehen zu Hause umgesetzt wurden, fing ich an, bei wardrobe_remix auf flickr Bilder zu posten.

Dann – ich war immerhin schon im himmlischen Bad Schallerbach auf Kur gewesen und wieder hinlänglich weit weg vom Untergewicht – ging ich wieder arbeiten. Und am selben ersten Tag kam auch Claudia Rosa Lukas auf mich zu, stellte mir Austrianfashion.Net vor und fragte um Beiträge von mir an. Ich habe zwar abgelehnt, weil ich einfach noch zu schwach war damals (ich konnte ja nicht mal Nachrichten schauen, so Energie raubend war das!), aber die Idee von mir als Modeblog-Autorin, die gefiel mir. Sehr.

Schließlich holte ich mir im November 2007 von dem oben erwähnten jungen Mann ein cooles Antville-Blog, und los gings. Einfach drauflos plappern über Mode, Inspirationen, Outfits, Beobachtungen, Ideen, Assoziationen, nicht mehr mit strenger Redaktion im Kopf, sondern offen und leicht – weiss Gott, nach Leichtigkeit hatte ich ein besonderes Bedürfnis – und auch die meisten Postings willkommen heißend, mit richtiger Blogroll und Bloggertreffen und bald auch meiner Kollegin hearts, die ich immer schon aus der Ferne für ihre tollen Outfits bewundert hatte, aber mir nicht sicher war, wie das mit dem Freundschaftsanfang denn zu bewerkstelligen wäre. In everything soll vor allem unbeschwert sein und mir Freude machen. Kein Druck.

Worüber bloggst du so?

Ich schreibe ja für Fm4 seit mindestens 8 jahren eine 2x wöchentliche Modekolumne, „glamorous“ heißt die. Womöglich gibt’s die auch bald als Podcast, mal sehen. Da geht’s meistens um Komik und eher um Wagnisse, um Seltsamkeiten, um verblüffende Sprüche und blitzartige Dialoge und um Dinge, die so schief gehen, dass man lachen muss.

In meinem Blog allerdings geht es eher um Dinge, die funktionieren. Also bemerkenswerte (na sicher!) Outfits von mir. Oder schöne Fotos aus meiner Sammlung, die ich so nach & nach einscanne. Oder kleine Geschichten. In Wirklichkeit sind das ja alles kleine Geschichten, wie ich ja schon mal sagte.

Dein Spezialgebiet?

Ich nehm’s mit Humor.

Wieviel Zeit verbringst du mit Bloggen?

Cherry blossom girl hat mir ja mal gesagt, das koste sie 3 Stunden täglich. Ich bringe da vielleicht 3 Stunden die Woche damit zu, wenn’s ganz hoch hergeht. Easy peasy.

Und wieviel Zeit verbringst du damit, andere Blogs zu lesen?

Ohhh! Na sagen wir, weniger seit ich auch mit Google-Reader arbeite.

Welche zum Beispiel?

Liebe Marlene zum Beispiel, Pudri, weil die so viel schöne Kunst hat momentan, die freundlichen Tussis von fashiontoast und Sea of Shoes, Glamcanyon! und Susie Bubble, weil wir in Sachen Style Ähnliches durchgemacht haben, und seit neuestem Young Shields und Gold Digger. Niemals aber lese ich den Sartorialist. Gott, wie ist das fad!

Wo informierst du dich sonst über Mode?

Ich kaufe diese teuren Heftln am Westbahnhof. Und ich halte die Augen offen auf der Straße und im Internet. Oder ich lese Bücher, ich empfehle hiermit offiziell „Das Paradies der Damen“ von Emile Zola, der erste Kaufhausroman überhaupt, und „Wie geistiges kokain. Mode unterm Hakenkreuz“ von Gloria Sultano.

Was hältst du von österreichischer Mode?

Hm!

Machst du selber in irgendeiner Form Mode, und wenn ja, erzähl doch bitte mehr!

Leider nein, aber ich hab schon mit Modefreundinnen zusammengearbeitet. Johanna Larcher aus Innsbruck mit peesan und mit Melanie Haarhaus, sie ist Goldschmiedin.

Versuchst du beim Bloggen eher objektiv oder besonders subjektiv zu sein?

Subjektiv! Das interessiert mich bei anderen Blogs auch am meisten. Geht ja schliesslich auch um Geschmäcker, die ja immer so verschieden sind.

Wie wichtig sind dir Zugriffs-Statistiken? Verratest du, wie viele User dein Blog  monatlich besuchen?

Gute Frage, ich weiß gar nicht… Google Analytics sagt, letzte Woche 350 BesucherInnen, 1050 Pageviews. Ist das viel? Ich mein, eh wurscht, darum geht’s ja auch überhaupt nicht. Frankie says: relax!

Verdienst du Geld mit deinem Blog?

Nö.

Was machst du, wenn du nicht bloggst?

Da moderiere ich Sendungen auf Fm4, oder ich teste Computerspiele, oder ich hab Freizeit.

Was können Blogs in der Welt der Mode bewirken?

Ich denke doch mal, ziemlich viel! Z.B. war Agathe von stylebytes damals mit ihren Fransenboots die Erste, und bald konnte man die überall kaufen.

Dein Lieblingslabel? Warum?

Ist im echten Leben natürlich H&M und Zara. Und im unechten YSL, Margiela, Jil Sander und Louis Vuitton.

Und dein Lieblingslabel aus Österreich?

Helmut Lang lebt ja jetzt auf Long Island und züchtet Hühner oder meisselt begrenzt lustige Skulpturen… Also auf alle Fälle House of the very island’s royal club division middlesex klassenkampf but the question is where are you, now?. Mit deren Weltsicht kann ich mich echt anfreunden, ihre Show war bei den Schauen der Angewandten immer die beste und spektakulärste, groteske Tiere und Hexen und Acid House Streber und Genderterroristen auf Gothic-Schnallen-Plattformstiefeln.

Und Markus von house of the… ist natürlich eine Seele von einem Menschen. Und dann verwenden die auch organic Cotton und eine Sozialwerkstätte in Wien zum Nähen und suchen bei der Recherche für ihre Kollektionen nach irrsinnig häßlichen Häkelwesten als Ausgansmaterial.

Häßlich ist wichtig in der Mode und beim Stylen, finde ich. Zu meinen Lieblings-Österreicherinnen gehört auch Anna Aichinger. Da schließt sich auch ein Kreis, weil ja meine Goldschmied-Freundin Melanie Haarhaus für sie auch schmückende Buttons entworfen hat.

Dein Motto?

1. Natürlich ist die Welt schlecht. Deshalb: hab Spaß zwischendurch! Das leben ist schon hart genug.

2. Wer auf einen „richtigen Zeitpunkt“ für Sich-Gutes-Tun und Ausflippen und frech Sein wartet, wartet ewig.

3. You can find inspiration in everything, and if you can’t, look again. Heißt ja auch ein Buch von Paul Smith so.

Vielen Dank für das Interview!

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