Sicher im Café Prückl gelandet – ohne Wolfgang – resümierte ich meine letzten Männer-Begegnungen. Vorige Woche ein Mittagessen mit einem Kommerzialrat, seines Zeichens Entwickler und Kunde von mir. Ich war eh recht misstrauisch, warum wir uns ohne konkreten Anlass unbedingt kennen lernen mußten. Der Mann, älter als mein Vater, konservativer als mein Großvater, war überdies ein Revisionist!!! Ich flüchtete nach dreißig Minuten Konversation mit dem Holocaustleugner. Der allerdings hat nix geschnallt und mich noch auf dem Weg ins Büro telefonisch gestellt: Wollte er doch unbedingt nach dieser Diskussion mit einer „gebildeten Dame“ mein Buch zur Mode in der Nazizeit lesen! Kalt habe ich ihn an Bibliotheken verwiesen und bin seitdem nicht mehr erreichbar für ihn.
Der nächste Kontakt, ebenfalls vorige Woche, ebenfalls ein beruflicher, war jener mit einem Rechtsanwalt anläßlich einer Hausbesichtigung. Beim Abschied ließ der nette Herr, über 65 Jahre alt und gut und trittsicher ausgestattet im steirischen Jägerlook mit dünnem Oberlippenbärtchen á la Clark Gable, meine Hand nicht mehr los. Die hatte er dann die folgenden 20 Minuten lang fest im Griff. Nachdem ich mich schon gedanklich von ihr samt Arm verabschiedet hatte, zeigte er doch noch ein Einsehen und ließ mich gehen.
Die Konklusion davon: Männer, die zu haben sind, weisen ein fast schon biblisches Alter auf und lassen sich mit dem Weltbild nicht vereinbaren. Oder sie sind in unserem Alter und versoffen oder beziehungsgeschädigt oder eben vergeben oder ich treffe einfach nicht auf sie. Doch ein Silberstreifen zeigte sich am Horizont des Prückl’s. Zwei gut und nett aussehende Männer am Nebentisch ließen uns den Abend lang nicht aus den Augen. Überdies nicht über vierzig und intelligent wirkend! Daraufhin verließen Doris und ich frühzeitig die Lokalität. Hab ich es schon erwähnt? Wir sind beide extrem schüchtern und flirten ist anstrengend für Übervierzigjährige!