Es regnet, und der Kreis schließt sich. Letzten Donnerstag reiste ich mit Max nach Linz zur Ars Electronica. Und am – eigentlich bereits 2. – Tag des Festivals fühlten sich weite Bereiche der Organisation den zugegebenermaßen sehr heftigen Regenfällen offenbar hilflos ausgeliefert. Es galt Open-Air-Auftritte ins Trockene zu verlegen, allerdings nicht im Fall des Eröffnungsevents (!) im Botanischen Garten, und das beschäftigte das Team leider so sehr, dass man auf die interne Informationsverteilung an die zahlreichen PromotorInnen völlig vergaß. Manche Veranstaltungsorte musste sich das werte (?) Publikum also quasi selbstständig „erarbeiten“ oder auf Abgesagtes vergeblich warten. Immerhin bekam ich auf die Art die Gelegenheit, an einer recht intimen Gesprächsrunde mit Joichi Ito zum Thema World of Warcraft teilzunehmen.
Wenn auch das Thema Goodbye Privacy (das in recht unterschiedlichen Ausprägungen hervorragend im Rahmen der Konferenzprogramme aufbereitet und diskutiert wurde) mit Mode mal rein gar nichts im Sinn hat – ich werde ja immer fündig: Die Second City, die in der Linzer Marienstraße residierte, versuchte u.a. verschiedene Second Life Inhalte aus dem virtuellen in das „real“ Life zu übersetzen, so auch in Projekten, wo es um das Outfit der Avatare geht.
Strickmaschinen, die sich ja von vorn herein gut für am Computer generierte Grafiken eignen, beschäftigten gleich mehrere der an der Kunstuniversität gezeigten europäischen StudentInnenarbeiten. Newsknitter erzeugt etwa Pullover, deren Muster sich aus aktuellen Nachrichten zusammensetzt. Sie schauen ganz ok aus, aber richtig schön daran ist vor allem der Gedanke:
Each product, sweater of News Knitter is an evidence/result of a specific day or period.
Die Struckmaschine spuckt dagegen auf Basis persönlicher Daten, etwa der Kreditkartennummer, Strickmuster, etwa in Form von Pacman-Schals aus. Die erfreuten sich auf der Ars größter Beliebtheit, wiewohl mir die Qualität in künstlerischer Hinsicht da etwas fragwürdig vorkommt. Und Gelsomina wiederum kreiert Musterkombinationen mittels menschlicher Stimmeingabe.
Humorvoll: Schwarze Boxershorts formierten sich zu einfachen Textzeilen. Das recht komplexe Roboter-Wäscheleinen-System war zwischen den beiden sogenannten Brückenkopfgebäuden, architektonischen „Errungenschaften“ aus dem 3. Reich gespannt.
Mein absolutes Highlight der diesjährigen Ars Electronica hat wieder gar nichts mit Mode zu tun: Die sensationelle Performance Feed von Kurt Hentschläger.