Der nette Herr Troi riet mir ja vorletzte Woche nachdrücklich zu Stilettos und Hilflosigkeit. Ich weiß, ich hab es schon gespürt, Männer sind öfters recht verunsichert, vielleicht sogar noch mehr als ich, wenn es ums Zwischenmenschliche, Geschlechtliche geht.
Gestern hab ich mit meinem Bekannten Andreas dieses Thema bei einigen Gläsern Wein debattiert. Der vermeintliche Grund für mein Unvermögen Christian einzufangen, stach ihm sofort ins Auge. Er ist der festen Meinung, wenn eine Frau nicht spätestens nach dem dritten Treffen mit ihm ins Bett geht, ist es gelaufen und vorbei. Und ich unverbesserliche Optimistin und Nichtmännerkennerin habe diesen tollen Mann fünfmal getroffen ohne, dass mehr als ein Kuss für ihn drinnen war! Und wie sehr habe ich ihn wohl damit verletzt, wie sehr gekränkt in seinem Selbstwertgefühl als sexuelles Wesen! Was mindestens genauso neu für mich war: Andreas meinte, ich sei eine außerordentlich gebildete und ausgebildete Frau, die beruflich viel erreicht hat und in Verbindung mit meinem Selbstbewusstsein und Aussehen, das mir zwar im Job gute Dienste leistet, schreckt das jeden Mann ab. Jedenfalls ohne eine Prise Hilflosigkeit oder wenigstens ein bisserl Gewackel in Stöckelschuhen.
Also geht Andreas da konform mit Herrn Troi! Was soll ich tun? Mein Treffen mit Christian findet heute statt! Soll ich mir noch schnell Stöckelschuhe besorgen und dann damit wie eine Hüftoperierte herumwanken? Soll ich einen Minirock und ein busenbetonendes Top dazu kombinieren? Muss ich mich ganz zurücknehmen und immer nur zuhören, wenn ich endlich wieder eine Beziehung haben will? Darf ich Widerspruch äußern, zumindest bevor ich fast ersticke an Gegenargumenten? Die Haare werde ich selbstverständlich waschen und offen tragen. Strenge Aufsteckfrisuren oder Zöpfe sind ja verpönt in der Männerwelt oder? Aber die wichtigste Frage habe ich ganz vergessen: Will ich überhaupt einen Mann, bei dem ich mich so verstellen muss, damit er mich erhört?
Ich hab mich entschlossen, mein bereits zweimal an Männern erprobtes Experiment auch hier bei Christian weiterzuführen. Ich versuche, ganz bei mir zu bleiben, mich zu fühlen, in keine Rolle zu fallen, mich nicht zu verstellen und mich nicht für alles verantwortlich zu fühlen, nicht mal für den guten Fluss der Konversation. Lange Rede – kurzer Sinn: Ich konzentriere mich nicht aufs Gegenüber, sondern spüre immer wieder nach: Wie geht’s mir eigentlich? Was will ich wirklich? Fortsetzung folgt!
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