A propos Jeanskleid

Schon mal ein déjà vu gehabt? Mir ist das vorgestern spätnachmittags passiert. Etwas gehetzt laufe ich die Mariahilfer Strasse vom Westbahnhof stadteinwärts. Vor der Auslage des Diesel-Shops springt mir ein Jeanskleid ins Auge. Genauso eines, auch Marke Diesel, hatte ich vor ca. 15 Jahren. Der Stoff, damals wie heute aus Baumwolle war dreifärbig in gelb, lila, blau. Ärmellos, mit Reissverschluss in der Mitte und kniekurz war dieses Bekleidungsstück sportlich, sexy und praktisch zugleich und wurde bald eines meiner besten Stücke.

Wen wunderts da, wenn ich trotz Eile kurzerhand das Wunderwerk probieren musste. (Achtung! Die bei Diesel haben teuflische Spiegel: Nicht nur, dass sie strecken und mein Gegegenüber plötzlich an die 10 kg weniger auf die Waage brachte, nein, ich sah – oh Wunderwerk der Technik! – jünger und besser aus als wie vor 15 Jahren.) Schnell mein Bares zusammengekratzt, da taten sich Widernisse auf. Es fehlten mir noch sage und schreibe zwanzig Cent auf nicht gerade geringen Verkaufspreis von 260,00 Euro. Die freundliche Verkäuferin wollte mir diese „borgen“, worauf ich mich allerdings nicht einlassen konnte. (Der Begriff Barzahlerskonto ist hier anscheinend noch unbekannt!) Da fasste sich der gutaussehende Mann an der Kassa (leider definitiv nicht am „schönen Geschlecht“ interessiert) ein Herz, gab mir 4,80 Euro zurück und meinte, ich solle damit einen Kaffee trinken gehen und an ihn denken. Was ich als weiteres Zeichen deutete: Dieses Jeanskleid will mich, so wie ich es will!

Einige Stunden später machte sich bei mir leichtes Bauchweh bemerkbar. Stehe ich doch im 43 Lebensjahr, kann ich mir ein derart auf Körper geschnittenes Exemplar noch leisten? Ich will nicht länger um den Brei herumreden: Ja, ich kann und ich will!

Ein gutmeinender Freund riet zwar, ich solle vor dem ersten Tragen mindestens fünf Kilogramm abnehmen, dreimal wöchentlich laufen gehen, durch tägliches Hanteltraining meine schlaffen Oberarme auf Vordermann bringen und meinen Body zumindest vorbräunen. Ja, und äh, zwei bis dreimal Sex pro Woche könnten auch nix schaden… Den Großteil dieser, für mich persönlich zu ehrlichen, Ratschläge schlug ich leichten Herzens in den Wind. Wenn ihr also in den nächsten Wochen eine Frau in den Vierzigern in einem super-sexy Jeanskleid durch Wien radeln seht, lästert nicht und freut euch mit mir!

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