Neues Ãsterreich. So hieà eine österreichische Tageszeitung, die als „Organ der demokratischen Einigung“ von den Gründerparteien der Zweiten Republik (ÃVP, SPà und KPÃ) ins Leben gerufen wurde.
Neues Ãsterreich. So lautet auch der Titel einer eben erschienen Publikation der Ãsterreich Werbung. Ein an sich schönes und aufwendiges Projekt hat sich da das Berliner Büro der österreichischen Tourismusorganisation vorgenommen.
Unter dem Motto âEin Tag in Ãsterreichâ hatten 14 Fotografen 24 Stunden Zeit, um Ãsterreich völlig neu zu entdecken und dadurch überraschende, ungewöhnliche Seiten dieses Landes zu präsentieren.
Zitat aus dem Pressetext der Ãsterreich Werbung
Herausgekommen sind 158 Seiten mit Fotos, die sicher toll waren, bevor sie einer vereinheitlichenden Retusche zum Opfer gefallen sind, einem feinen Essay von Illija Trojanow und leider mehr verkrampften als originellen Bildtexten.
Inhaltlich geht es – nona – um die 9 Bundesländer. Dass hier recente Entwicklungen wie Kite-Surfen im Burgenland oder moderne Architektur in Vorarlberg beworben werden, verdient Anerkennung. Ebenso auch die Tatsache, dass ziemlich coole österreichische Mode auf immerhin sechs Fotoseiten vertreten ist.
Was aber finden wir am Cover des Tablebooks? Inmitten einer saftig grünen Wiese sitzt die blonde Maid im Dirndl auf einer Patchworkdecke umgeben von niedlichen kleinen Bauernhoftieren. Die Ironie, die wohl in der Ãberzeichnung des Klischees rüberkommen sollte (Fotografie: Kerstin zu Pan) geht im Gesamtzusammenhang der Gestaltung leider verloren.
Und so verwundert es auch nicht, dass die österreichischen Modelabels Michél Mayer, mangelware und superated in die Ramsauer Alm verdammt wurden, um dort lustigen Wortspielchen wie der „Neuen Haltlosigkeit“ oder der „Neuen Spacigkeit“ – man merkt schon, das Textkonzept ist auf das Wort „neu“ aufgebaut – ausgesetzt zu werden.
Das Bildkonzept – die bewusst plakativen, collagenartigen Bilder stammen vom in London lebenden Argentinier Nico Ferrando – scheint hier auch nicht ganz aufgegangen zu sein. Bei allem durchaus spürbaren Bemühen bedienen die abgebildeten fröhlichen jungen Menschen mehr das Sound of Music Klischee als dass sie neue (!), innovative Mode zeigen, die sie mehr zufällig zu tragen scheinen. Damit sieht das Ganze leider ein bisschen alt aus.
Sehr unaufmerksam ist man mit den Credits umgegangen. Sie sind zwar vorhanden, doch wird weder erklärt, welche Modelle auf welchem Bild zu sehen sind, noch sind alle Labelnamen korrekt geschrieben. Das sollte doch hoffentlich besser gehen, oder?
Einen dicken Pluspunkt gibt es immerhin: Im Rahmen des Projektes erhielten die drei Modelabels die Möglichkeit für zwei Monate ihre Frühjahrs-/Sommerkollektionen bei Galeries Lafayette Berlin zu präsentieren. Mehr Infos dazu sowie die Fotos aus dem Buch gibt’s in meinem Artikel für Austrianfashion.Net.
Merian Bildband âNeues Ãsterreich“, Jahreszeitenverlag, 160 Seiten, Startauflage: 2500 Exemplare. ISBN-10: 3834208531, ISBN-13: 978-3834208538. Preis (Ãsterreich): 20,60 Euro.
Edit: Mit der Assoziation mit Sound of Music bin ich übrigens nicht alleine, wie ich eben bemerkt habe, siehe ParisVienne.
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