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Schon verblüffend, wie sich manchmal Wege kreuzen. So habe ich während meines leider viel zu kurzen Winterurlaubs im Resort der One World Foundation auf Sri Lanka das Kinder-Label Jooloomooloo kennengelernt. Gründerin Xiane Kangela verbrachte da nämlich auch gerade mit ihrer Familie die Ferien. Wir kamen ins Gespräch und Xiane lud Max und mich ein, sie zur Kontrolle der neuen Musterkollektion in die Produktionsstätte bei Colombo zu begleiten. Mit dabei war auch der Fotograf Laurent Ziegler, der mir erlaubt hat, hier einige seiner wundervollen Bilder zu zeigen.
Die Firma Ran Malu Fashions liegt in einer sogenannten Export Processing Zone, einer von mehreren, schon in den 80er-Jahren geschaffenen Freihandelszonen. Hier werden die verschiedensten Kleidungsstücke von Jeans über T-Shirts bis zu Strickteilen und Anzügen ausschließlich für den steuerlich begünstigten Export produziert.
Unter den AuftraggeberInnen finden sich Versandhäuser wie Otto oder früher Quelle, internationale Riesen wie Marks & Spencer, Ketten wie Ulla Popeken oder Promod, und seit kurzem arbeitet man hier auch an Kindermode für Crocs her.
Man ist stolz auf das riesige Repertoire an möglichen Details wie Waschungen, Färbungen, Taschen-, Kragen-, Ärmelformen, Verschlüssen, Verbrämungen, Borten, Stickereien oder auch Materialmixvarianten. Jede Option wird in der hauseigenen Datenbank verwaltet und kann bei Bedarf schnell eingesetzt werden. Von der Schnittdigitalisierung und -gradierung bis zum Siebdruck werden alle Aufträge im Haus oder bei Partnern nebenan erledigt.
Marketing Manager Rajen Wijenathan nimmt sich viel Zeit für unseren Besuch. Er führt uns durch die weitläufigen Anlagen, wo fast nur Frauen arbeiten, erklärt die verschiedenen Abteilungen und öffnet alle Türen. Laurent darf sogar ohne Begleitung noch Stunden im Betrieb fotografieren. Ich bin verblüfft. Das ist keine Selbstverständlichkeit.
Und gerade darum geht es auch Xiane. Das Baby- und Kindergewand Jooloomooloo wird nicht nur aus ECOCERT Biobaumwolle, sondern auch unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt:
Fabriken, die ich mir nicht ansehen kann, fallen da schon von vorn herein weg. Die von den Gewerkschaften unterstützte SA 8000 Zertifizierung und die Mitgliedschaft bei Garments Without Guilt spielen natürlich auch eine Rolle, aber das Wichtigste ist Transparenz, ein gutes Vertrauensverhältnis und Partner, die auch bereit sind mitzudenken.
Und so wird im Rahmen der Besprechung nach Ökogummibändern und Biokaschmir geforscht und ein weniger glungener Prototyp gleich ein paar Mal neu genäht, bis er Xianes Anforderungen entspricht. Die Farben stimmen noch nicht und der Aufdruck fehlt, aber das Meiste funktioniert, und der Rest wird per Email und Post erledigt.
Rund neunzig Tage rechnet man normalerweise für eine Produktion, hier schafft man es auch in sechzig. Die Bedingungen sind trotzdem vergleichsweise sehr gut geregelt: Montag bis Freitag wird von 7-17 Uhr gearbeitet, es gibt drei Monate Mutterschutz und Benefits wie gratis Brötchen aus der hauseigenen Bäckerei sowie vergünstigtes Mittagessen in der Kantine. Das Gehalt beträgt rund 7.000 Rupien (knapp 44 Euro) monatlich, mit Überstunden kommt eine Arbeiterin auch auf 10.000 Rupien (um die 62 Euro). Mehr verdienen auch LehrerInnen nicht.
Und jetzt würde ich mir eigentlich gerne einmal eine österreichische Textilfabrik ansehen.
Alle Fotos: Laurent Ziegler
5 Responses to Vor Ort in Sri Lanka: Mit dem österreichischen Kinder-Label Jooloomooloo in der Textilfabrik