Brigitte R. Winkler (Kurier, Flair Österreich) muss man eigentlich nicht vorstellen. Sie ist Stammgast bei den wichtigen Fashionweeks, und ich freue mich ganz besonders über ihr Resumee in unserer Serie.
Wenn Sie das Jahr 2009 Revue passieren lassen: Was waren für Sie die zwei oder drei spannendsten Entwicklungen in Sachen Mode international?
Die spannendste Entwicklung international für mich: Langsam aber sicher haben sich tolle junge Talente neben den Mittelalter- und Altstars etabliert. In New York sind das Alexa Adams und Flora Gill mit ihrem Label Ohne Titel (benannt nach einem Bild von Anselm Kiefer), Phillip Lim, Alexander Wang und die Rodarte sisters, Kate und Laura Mulleavy.
In London Erdem Moralioglu, Christopher Kane und die beiden (Halb-)Österreicher Peter Pilotto und Marios Schwab. In Mailand schauts nicht so gut aus, in Paris mit Limi Feu, der Tochter von Yohji Yamamoto, mit Haider Ackermann, Boris Bidjan Saberi, Damir Doma, Gareth Pugh (jüngst aus London zugewandert) und Alexis Mabille wie immer viel besser.
Auch die Entwicklung der Salzburgerin Iris Strubegger vom Nachwuchs-Model zum Cover-Star hat mich sehr begeistert.
Dass transparente Stoffe und betonte Schultern sich wieder ins Modebild gemischt haben und mischen, hat für mich folgenden Grund: Was uns momentan von unfähigen bis kriminellen Entscheidungsträgern quer durch die Branchen und die Welt aufgehalst wurde und wird, kann man nur mit breiten Schultern ertragen. Und der Wunsch nach mehr Transparenz versteht sich da von selbst.
Und in Österreich?
Gibt’s in Österreich eine Entwicklung?
Worauf hätten Sie lieber verzichtet?
Auf den kläglichen Versuch des Managements bei Ungaro, die kreative Krise im Haus mit dem Engagement des Hollywood-Sternchens Lindsay Lohan zu bekämpfen.
Ihr persönliches Lieblingsstück 2009?
Jedes Stück aus Carol Christian Poell Self Edge Kollektion. Das faszinierende Konzept dahinter: Die Schnitte wurden so konstruiert, dass gerade Linien auf den Modellen von der Stoffkante gebildet werden.
Was wird 2010 wichtig werden, Ihr Tipp?
Holz. Als Schmuck, als Schuhsohle, als Bestandteil von Accessoires.
Allgemein gesehen: Ökologische Überlegungen, schwülstiger ausgedrückt, die Liebe zur Natur, rücken immer stärker auch ins Modebild.
Herzlichen Dank für das Interview!
Alle Fotos: Brigitte R. Winkler
3 Responses to Was war 2009? Brigitte R. Winkler blickt zurück auf das Modegeschehen