Schon wieder zwei Wochen ist es her, als das Ausstellungsprojekt The Vienna Fashion Observatory seine Pforten schloss. Als Streetstyle-Neuling bedeutete die Mitarbeit eine echte Herausforderung für mich, aber sehr im positiven Sinne mit spannenden Erfahrungen, interessanten Gesprächen und viel Spass. Und dann war es natürlich einfach auch eine Ehre, in die illustre Runde eingeladen zu werden.
Konzept und Durchführung stammten von Sabine Dreher und Christian Muhr aka Liquid Frontiers. Und von den beiden wollte ich noch wissen, wie ihr Resümee aussieht:
Wie seid Ihr mit dem Projekt zufrieden?
Wir haben das Observatory vor einigen Tagen mit dem Gefühl zugesperrt, dass es eigentlich in jeder Hinsicht gut gelaufen ist.
In unsere Arbeit unterscheiden wir ja nicht wirklich zwischen „großen“ und „kleinen“ Projekten aber es ist natürlich sehr erfreulich, wenn es gelingt, mit minimalen Produktionsmitteln einem Thema, einem Konzept und der Arbeit der Beteiligten zu einer würdigen Präsenz zu verhelfen.
Der Erfolg dieses Projektes ist jedenfalls „organisch“ und nicht mit Marketingmechanik oder kulturpolitischen Manövern erzwungen.
Abgesehen davon gibt es viele Details, die Anlass zur Freude geben: für mich persönlich etwa die Tatsache dass einzelne Beobachtungen aus dem Vienna Fashion Observatory via Blog um die halbe Welt gegangen sind, etwa die Aufnahmen der jungen israelischen Fotografin Yael Sloma, die sie in Wien gemacht hat, fast zeitgleich auch in Tel Aviv zu sehen waren und in Ivrit kommentiert werden.
Welche Überraschungen gab es?
Überraschung gehört zum Wesen dieses Projektes. Es war jeden Moment überraschend zu sehen, welche Beiträge von wem gepostet wurden.
Die Ausstellung und der Blog sind eigentlich Instrumente um das Unvorhersehbare festzuhalten und öffentlich zu machen. Überraschung ist in diesem Sinne das Prinzip dieses Projekts genauso wie es zum Wesen der Stadt und der Mode gehört.
Dort wo allzu vorhersehbar wird, wer wem unter welchen Umständen begegnet und vor allem auch wiederbegegnen wird, gibt es weder Mode noch ein urbanes Leben im eigentlichen Sinne. Wien ist – wie andere Städte in vergleichbarer Größe und Struktur in dieser Hinsicht natürlich ein Grenzfall- und so war es zusätzlich überraschend zu sehen, wie ähnlich oder unterschiedlich die Portraits derjenigen Personen ausgefallen sind, die den verschiedenen Fotografen/Bloggern im Laufe der Zeit immer wieder vor die Kamera gelaufen sind. Überraschend war auch die Tatsache, dass dieses Modell der Verbindung von Ausstellung und Blog, Stadt und Mode in dieser Form auch international noch nirgends vorher ausprobiert wurde – soweit wir jedenfalls wissen.
Was wird mit der Website passieren?
Wir haben ja immer auch ganz gerne den Untertitel verwendet, der da lautet:
„A portrait of a city in the here and now“. Gleichzeitig ist das Ergebnis sicherlich nicht nur im „here and now“ interessant oder relevant, sondern auch im Rückblick bzw. im Vergleich mit zukünftigen Entwicklungen. Die Ausstellung und der Blog lassen sich ja auch als ein recht langer Film in Einzelbildern betrachten, der tatsächlich über das Leben in Wien im Sommer des Jahres 2009 berichtet, allerdings aus 25 unterschiedlichen Perspektiven.
Wir halten das Ergebnis für so reichhaltig und für künftige Vergleiche maßgeblich, dass es jedenfalls öffentlich sprich online bleiben soll. Eine spezifische Beschäftigung mit den Ergebnissen etwa für wissenschaftliche Arbeiten zu Teilaspekten zeichnet sich auch schon ab, wie Anfragen in diese Richtung belegen.
Was wird euer nächstes Projekt?
Wie immer gibt es verschiedene Projekte. Gemeinsam ist allen, dass sie nichts mit Mode zu tun haben. Dieser Tage geht ein Buch über das Porsche-Museum in Stuttgart in Druck, das wir im Auftrag der Wiener Architekten DMAA produziert haben.
Dann arbeiten wir an einem Beitrag für die Utrecht-Manifest, einer Design-Biennale, die in drei Wochen eröffnet und sich mit dem ominösen Thema „Social Design“ beschäftigt. Aber um soziale Aspekte ging es ja auch beim Vienna Fashion Observatory, weshalb es immer einen Zusammenhang gibt zwischen den auf den ersten Blick recht unterschiedlichen Sachen, die wir machen.
Vielen Dank für das Interview!