Am 12. März findet die Eröffnung der lang erwarteten Ausstellung rund um den Wiener Couturier Fred Adlmüller statt. Dazu erscheint die gleichnamige Publikation W. F. Adlmüller. Mode – Inszenierungen + Impulse, für die meine Freundin und – leider viel zu selten bloggende – Buchautorin Gloria Sultano einen aufschlussreichen Beitrag verfasst hat.
Als Historikerin beschäftigte sie sich schon in ihrem – vergriffenen – Buch Wie geistiges Kokain…, Mode unterm Hakenkreuz (Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1995) nicht nur mit Kleidung und Bild der Frau während des „Dritten Reiches“ sondern auch mit den zahlreichen, sogenannten Arisierungen von Textilunternehmen.
In ihrem Katalogtext schreibt sie:
Nicht zuletzt durch das Geschick seines Geschäftsführers Adlmüller konnte der Wiener Haute-Couture-Salon „Tailors Stone & Blyth“ die Kriegsjahre relativ unbeschadet überstehen. Vor dem „Anschluss“ führte der aus Galizien stammende Ignaz Sass gemeinsam mit seiner Frau Stefanie die in den 20er Jahren erworbene Firma. Bereits Anfang der Dreißiger Jahre hatte sich ein junger bayrischer Hotelierssohn bei ihnen um eine Stelle beworben. Unter der Förderung der kinderlosen Sass avancierte Adlmüller bald zum Couturier und schließlich zum Geschäftsführer, nachdem die Besitzer im Winter 1938 zur Emigration nach London gezwungen worden waren.
Das Konfektionsunternehmen konnte durch die gesamte Kriegszeit hindurch weiterarbeiten. Und Adlmüller wurde nach Kriegsende zum „öffentlichen Verwalter“ des Salons bestellt.
Nach einem positiv entschiedenen „Rückstellungsverfahren“ ließ Sass die „W.F.Adlmüller GmbH.“ ins Handelsregister eintragen und führte den Salon nun gemeinsam mit dem ehemaligen Lehrling.
Damit gehören die Sass zu den ganz wenigen Juden, die das „Dritte Reich“ überlebt haben, zurückkehren konnten und ihren früheren Besitz zumindest teilweise, weil durch den Krieg ihr Salon wie die meisten anderen Unternehmen ruiniert war, wieder zurückerstattet bekamen.
Im Jahr 1950 übernahm Adlmüller die Geschäfte gegen Zahlung einer Leibrente zur Gänze.
Die Ausstellung zeigt Adlmüller als Modeschöpfer, Professor und Mäzen anhand von Originalmodellen, Arbeiten seiner Schülerinnen aus der Zeit seiner Lehrtätigkeit an der Angewandten (1973-1979) und Outfits der Adlmüller-StipendiatInnen.
Ausstellung: W.F. Adlmüller. Mode – Inszenierungen + Impulse
13. März – 30. April 2009
Ausstellungszentrum Heiligenkreuzer Hof
Schönlaterngasse 5 bzw. Grashofgasse 3, 1010 Wien
Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 2,50 Euro
Montag bis Samstag 13 bis 19 Uhr
Eröffnung: Donnerstag, 12. März 2009, 18 Uhr
Heiligenkreuzer Hof, Sala terrena, Stiege 7/ Erdgeschoss