Die hektische Marketingwelt hat mich wieder, und es war gut, noch ein paar frische – es war verdammt kalt – letzte Ferientage in Berlin zu verbringen. Was, mehr als eine Woche ist das schon wieder her?
Daß das Berliner Stadtleben anziehend, einzigartig und ständig im Fluß ist, muß niemandem mehr ausführlich erklärt werden. Die zahlreichen, kreativen Konzeptstores und Showrooms in den Stadtteilen Mitte/Prenzlauerberg findet man leicht. Und vom Low Budget- bis zum Edel-Shop ist allen gemeinsam: Sie haben einfach Stil.
Vieles ist improvisiert. Man liebt die Patina und spielt gerne mit dem Vorhandenen, sei es Ost-Schick oder Fin de Siècle. Räume werden neu besetzt und umgewertet. Und ein paar „seelenverwandte“ Exemplare der Spezies Atelier/Shop/Konzeptstore leben ja auch in Wien, etliche davon im 7. Bezirk.
Aber oft sind es ja gerade die kleinen Eigenarten, die den Unterschied machen, und da möchte ich noch ein paar los werden.
Shop im Keller:
Ein Laden wie Appartment ist in Wien nur schwer vorstellbar. Das weiß getünchte, riesige Gassenlokal steht vollkommen leer. Eine grau lackierte, schmale Wendeltreppe führt langsam nach unten. Der eigentliche Shop befindet sich in dem in Schwarz gehaltenen Keller-Loft, wo die zuvorkommende und dennoch unaufdringliche Bedienung umrahmt von Samtvorhängen und sorgfältig Arrangiertem internationaler Avantgarde-Labels waltet. Ein Beamer projiziert den Blick vom Schaufenster nach draussen per Videokamera nach unten. Ein ziemlich 80-er Jahre-mässiges Minikleid/Oberteil von Pepper & Pistol hat es mir dann angetan.
Schönes Detail: Statt in eine Papiertüte wird die Ware in ein gebatiktes Stoffsackerl gesteckt.
Shop in der Wohnung:
Die High-End Streetwear-Handlung Firmament befindet sich im High-End Wohnbau. Im ersten Stock des modernen Architektenwohnbaus – jede Wohnung verfügt über Balkon oder Terasse – kauft ein, wem die japanischen und amerikanischen Labels ein Begriff sind. Die fachkundigen Erläuterungen inklusive Erklärung der verschiedenen Produktionsmethoden von Baumwolljersey haben großen Spaß gemacht.
Die Rechnung als Zeremonie:
Für das Prozedere des Ausstellens, Stempelns und Faltens einer Rechnung – sei es per Hand oder Computer, nimmt man sich in Berlin Zeit. Bei uns meist ruckzuck und mehr als notwendiges Übel abgehandelt, wird die Abrechnung dort fast zur Zeremonie und im Bewußtsein der großen Bedeutung dieser verantwortungsvollen Tätigkeit mit Bedacht ausgeübt. Vielleicht war es nur Zufall, aber jedenfalls auffällig.
In Sachen Shopping fand ich die Plattform Unlike (wiedermal eine Wien-Berlin-Connection) – überaus hilfreich. Hier noch der Link zu meiner Tour.
3 Responses to Berlin Nachlese