Wieso die Ausstellung nicht unter „Exhibition“ auf der Website des 8festival for fashion and photography gelistet ist, weiß vermutlich niemand. Darum hat es mich auch nicht gewundert, die Einzige weit und breit zu sein. Ein Zettel neben dem fortifikativen Gittertor des Wittgensteinhauses wäre auch keine schlechte Idee gewesen. Sowas in der Art wie „Zur Ausstellung bitte läuten“, denn nicht alle klingeln selbstverständlich am stillen Sonntag beim Bulgarischen Kulturinstitut.
Das Innere machte nach 6 Tagen Laufzeit schon den Eindruck einer vor langer Zeit zu Ende gegangenen Finisage. Ein Hauch von abgestandenem Zigarettenrauch hing noch in der Luft. Stöße von 8festival-Flyern und Plastiksackerln mit dem großen Achter lagen da herum, aber die Beschriftungen zu den einzelnen Fotoserien hatten sich teilweise schon von der Wand abgelöst und waren notdürftig am Boden gegen die Wand gelehnt. Umso besser, dass Christine alles so gut dokumentiert hat.
Ein Raum war als „Magazin-Lounge“ bezeichnet. Darin hingen fesch drapiert, aber kaum zum Blättern oder Lesen geeignet, einige Ausgaben schöner, undergroundiger Lyfestyle-Zeitschriften ab. Hier müssen wohl die Lectures stattgefunden haben. Stühle und/oder Loungesofas gibt es nicht. Wäre das grandiose Wittgensteinhaus selbst nicht immer wieder so beeindruckend, könnte sich so richtig Trostlosigkeit einstellen. So tot kann Mode sein.
Die Ausstellung „Mode ist tot. Von Virusverbreitern und Gratwanderern“ lief während des 8festival for fashion and photography und zeigte erstmals in einer Gruppenausstellung Arbeiten von Luis Sanchis, Joachim Baldauf, Christina Kruse, Jork Weismann, Wiebke Bosse, Stefan Armbruster, Yasmine Eslami, June Nakamoto und Henrique Gendre aus der Agentur Shotview.
Joachim Baldauf hat auch die Kampagnenbilder für das Festival fotografiert.