Vorgestern drehte sich für mich die Zeit um 25 Jahre zurück. Eine Lesung von Heinrich Steinfest war angesagt. Der vor allem in Deutschland beliebte und ausgezeichnete Krimiautor weilt in Wien, um seine neueste Annäherung an Österreich vorzustellen: „Gebrauchsanweisung für Österreich„, Piper, München 2008. (Ein Titel, den übrigens Sigrid Löffler ebenfalls für Piper 2001 bearbeitet hat: Gebrauchsanweisung für Österreich. Könnte sich als spannend erweisen, die beiden gegenzulesen.)
Als Krimisüchtige habe immer wieder versucht, auch die seinen zu inhalieren – vergeblich, ein Ende war mir noch nicht vergönnt. (Mein Freund, der Präsident blieb da beharrlicher und ist inzwischen großer Fan!) Jetzt habe ich ja eine neue Chance…
Ich kenne also den Vortragenden aus meiner Jugendzeit. Als er noch Maler war und von Schriftstellerei keinen Dunst hatte. Wir trafen gemeinsam mit anderen Möchte-gern-Intellektuellen regelmäßig im Café Museum aufeinander. Vor der Renovierung wohlgemerkt, als es dort echt noch gemütlich war.
Nach der gut eineinhalb Stunden dauernden Sitzung – für mich wie immer viel zu lang – habe ich den Star gestellt! Und nach zwei sprachlosen Sekunden ist es ihm auch gelungen, mich wieder zu erkennen. Gemeinsam und in aller Kürze haben wir uns der stärksten Erinnerung hingegeben: die Silvesterfest-Episode. Damals hab ich seine Brille zertrümmert. Naja, weil ich dem Mann alkoholbedingt ein wenig zu stürmisch näher gekommen.
Kleidungsweise interessant war für mich, dass sich das dortige Damen- und Herren-Publikum doch anders anzieht als z. B. die mir so vertrauten Vernissagengeher. Selbstdarstellung mittels Markenmode spielt hier sicher keine große Rolle: Anderes, Gewichtigeres weil Intelligenteres stand gestern im Literaturhaus im Vordergrund! Ganz sympathisch finde ich. Sowohl der Autor wie auch das Publikum!