Ja, ich weiß ganz gut, was man mit Photoshop so machen kann, was weit über eine gewöhnliche Retusche hinaus geht. Da werden unauffällig die Beine etwas in die Länge gezogen und Teile der Arme, ganze Köpfe oder auch nur ein Auge oder ein gelungener Faltenwurf aus verschiedenen Fotos einer Session zu einem einzigen zusammengebaut, um das gewünschte Bild zu erhalten.
Alles natürlich nachdem Make-Up-Artists, Hair-StylistInnen, Styling-SpezialistInnen und -AssistentInnen, LichttechnikerInnen, FotografInnen und nochmal AssistentInnen und natürlich das Model selber schon volle Arbeit geleistet haben. Und wer sich schon mal im Voguing versucht hat, dem/der ist sehr wohl bewußt, wie umständlich, mühsam und schwierig gerade die natürlichsten Posen zu erreichen sind. Da steckt also ein Haufen Arbeit dahinter, um hochwertige Mode-Strecken à la Vogue, Elle , Harpers Bazaar, V etc. zu erschaffen. Respekt. Perfekte Illusion.
Trotzdem oder gerade deswegen freut es mich dann beinahe hämisch, wenn’s mal nicht so gut gelingt, auch wenn dabei die göttliche Gisele Bündchen die Leidtragende ist. Auf dem Kampagnenfoto für ihre politisch korrekten Flip-Flops ist offenbar irgendwer ausgerutscht, der Oberkörper gleich lang wie die Beine geraten, und das Gesicht – wie soll ich sagen – erinnert mich mehr an eine Mühlviertler Bäuerin. Das war vielleicht sogar gewollt, um eine quasi ursprüngliche Nähe zu den brasilianischen Kisedje-Ureinwohnern zu suggerieren, an die ein Teil der Verkaufserlöse fließen soll. Durch die Kratzer wird die Illusion des Schönheitsideals erst so richtig bewußt. Das ist doch fein!
Ein hervorragend recherchierter Artikel über das Model-Business in Österreich ist übrigens in der aktuellen Ausgabe von Datum zu finden.