Manchmal darf frau noch froh sein, profil-AbonenntIn zu sein. So konnte ich vorvergangene Woche aus einem Vorabdruck von Helmut (A.) Gansterers neuem Knigge-Wälzer erfahren, es sei verboten, in Jeans ins Büro zu kommen und es gäbe eine einzige Ausnahme, ich zitiere: „Nur weibliche Führungskräfte, die den Konservativismus eklig finden, durchbrechen manchmal mit gewagten Kombinationen das Bild.“ Lieber Helmut, da hast mir aus der Seele gesprochen! Nun muß ich meinem Chef noch beibringen, dass ich die kommende Führungskraft Büro bin.
Ich hasse jegliche Form von Konservativismen. Für mich hat das Angepasstsein auch immer was mit „Nicht-Denken-Wollen“ zu tun. So wie wohl Asymmetrie für einen kritischen Geist und Uniform für Erstarrung steht. Irgendwas in mir wehrt sich dagegen, lieb auszusehen. (Fürchte, mit meinen herben türkischen Gesichtszügen und der langen Nase gelänge das sowieso nicht.) Dazu kommt, ich hasse es, wenn man mich ignoriert. Laut Mutter wollte ich schon als Teenager im öffentlichen Raum lieber beschimpft als nicht gesehen werden.
Ich erinnere mich, daß ich im zarten Alter von 14 wagte, lange, gelblichweiß-verschlissene und mit Rüschen besetzte Oma-Unterhosen vom Flohmarkt zum netten Faltenminiröckchen und zu Ballerinas zu kombinieren. Da sah sich ein Herr mittleren Alters durch meinen bloßen Anblick veranlasst, mir seinen Aktenkoffer hinterrücks auf den Schädel zu donnern. (Naja, ein kleines Geplänkel bzw. Streitgespräch mit meiner Freundin und mir in der Strassenbahn war da schon vorausgegangen.) Heute stehe ich selbst im mittleren Alter… Trotzdem will ich mich noch immer nicht so kleiden, wie sich das so manche wünschen oder vorstellen. Das ist meine Nische, hier kann ich mir Freiheit bewahren, ein bisschen lautlos demonstrieren. (Meinen Kunden will ich damit u. a. meine „Nichtkäuflichkeit“ demonstrieren!) Und was meint Ihr dazu?
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