Man kann der Meinung sein, dass sich kaum noch würdige Anlässe jenseits von Trauung und Nobelpreisverleihung finden, zu denen es lohnt, sich mit Genuss und Contenance (die braucht man als Perfektionist) in einen Frack zu schalen. Die so genannte, freilich selbst ernannte, gehobene Gesellschaft hat Bälle und Redouten höchsten Niveaus mit medialer Effizienz gekapert und sie zu allem möglichen, nur nicht einer stil- und glanzvollen Nacht gemörtelt.
Der Bussi-Bussi-Klüngel hat in der Wahl der „Events“ seiner Vandaleneinfälle fraglos Geschmack – gleichfalls der, welcher sie hinfort meidet. Damit kein falscher Eindruck entsteht, ich habe nichts und wieder nichts gegen pfirsichweiche, duftende Damenwangen, aber die reservierte Kühle oder Ernsthaftigkeit des Anlasses, die Stresemann, Cut und Frack ausstrahlen, findet man im zeitgenössischen Angebot nur höchst selten.
Der Große Gesellschaftsanzug also wird ausschließlich zur Abendgesellschaft angelegt – der Cut(away) in grau auch bei Regen und Sonnenschein zu den wichtigsten Entscheidungen des Männerlebens oder, wie banal, zu Pferderennen (für die jedoch ebenfalls oben Gesagtes gilt). Ersterer ist schwarz, punktum, endet am Rücken im Schwalbenschwanz und an den Hosenenden nie in einem Aufschlag. Zwei Galonborten entlang der Beinkleider, mehr nur an denen von Uniformmodifikationen der Militärdiplomatie und weißes Piqué an Gilet (bitte kein Kummerbund, so wir nicht Philharmoniker oder Südstaatler sind) Hemd, Manschetten, Masche und Plastron verwendet, runden das Ensemble ab. Um Peinlichkeiten vermeintlicher Herrenschneider und Designer nicht ausbaden zu müssen, nie Metallknöpfe, gerundete Revers, schwarze oder bunte Maschen, Gürtelspangen, gemusterte Hosenträger oder Schuhbänder. Der Vatermörder ist obligé, ebenso Zurückhaltung im Schmuck. Zu empfehlen ist die Taschenuhr, ein Erbstück, das Safeluft atmet und kaum noch das funkelnde Abendlicht erblickt.
Lackpumps, darunter Kniestrümpfe, Seide – bei extra dünner Wade empfiehlt sich ein Paar Sockenhalter – schwarz, schwarz, schwarz, weißer Seidenschal und die gern zitierten, aber in Wahrheit fast ausgestorbenen Glaceehandschuhe – wir sind komplett. Kompliment entbietet Jean dem, der sich in dieser Rüstung mit Elegance und ganz ohne antiquierte Steifheit zu bewegen vermag.
Ach ja, pardon Juppi, wir sind nicht 100, drum habe ich den Chapeau claque vergessen! Und die Leistung operettenseeliger Kriegsgewinnler, ihn in´s Bordell – niedlich gelogen Maxim – gebracht zu haben, die erkenne ich nicht. Dergleichen Intimitäten verbieten sich dem Gentleman, sei es mit den Damen oder mit den Diktatoren.