Im Frühling sprießt es ja bekanntlich nur so aus dem Boden: Eissalons, Geschäftseröffnungen, Schwammerl… Der Lauf der Dinge setzt sich scheinbar endlos fort, Neues entsteht aus Altem, und das geschwätzige Tschilpen der Spatzen schwingt im lauen Wiener Wind. Tschilp startet – wenn auch noch etwas zaghaft – mit einem Sonntagsspaziergang im März 2006.
Helmut Lang neu: In die Nähe des einzigen österreichischen Mode-Designers von Weltrang möchte die österreichische Modeszene immer wieder gerne rücken. Der Mann, der sein Unternehmen und seinen Namen erfolgreich verkauft hat, lebt nahe New Yorks in den wunderbaren Hamptons und hat Wien seit 1997 nicht mehr besucht. (Er hat nicht viel versäumt.) Im Mai geben die brandneuen, japanischen Besitzer die Artdirektion der neu aufzulegenden Marke bekannt.
Im Sommer wird im Wiener Prada Store deutlich, wie Konzernkonsolidierung an ihre Grenzen stossen kann. Die einstmals gepriesene Qualität italienischer Lederwaren leidet gewaltig, und die sich auflösenden Schuhe verschwinden still und leise aus Schaufenster und Verkaufsraum. Der August bringt Dianne Brill Lip Lingerie nach Wien und vor allem New Song, zweifellos die Geschäftseröffnung des Jahres (obwohl ja 2006FEB01 auch schon ziemlich gut war).
Shop-Openings prägen den Herbst in der edlen Innenstadt: Burberry, Tiffany, Escada, Diesel (positioniert sich erst seit wenigen Jahren in diesem Preissegment), Dolce & Gabbana, Agent Provocateur. Mir fehlen allerdings noch immer Manolo Blahnik Schuhe hier – Herr Wunderl, bitte um einen neuen Versuch! Im September gibt Natascha Kampusch ihr erstes Interview, ihr Styling ist bemerkenswert und prägt sich sofort ein. Sie trägt einen Seidenschal am Kopf und löst damit einen Modetrend aus. (Die Zugriffe auf der Homepage des Models Natascha, sind wohl auch ziemlich gestiegen.)
Noch schnell vor Weihnachten kommt endlich die US-Kosmetikserie Benefit nach Wien, doch das Highlight des Monats findet im Fernsehen statt: All Time Mode Star Karl Lagerfeld brilliert bei Maischberger im Interview mit seiner charmant entwaffnenden Schlagfertigkeit und gibt den Kosmopoliten schlechthin. Ob die weißen Flankerl auf seinem Dior Homme par Hedi Slimane Sakko jetzt Schuppen sind oder vom Trockenshampoo kommen, beschäftigt mich nur kurz, denn ich stelle begeistert fest, dass wir ausser einem Zwischenspiel an der Angewandten noch etwas anderes gemeinsam haben: „Die Tarnkappe, das war immer schon mein Traum.“
Wie hängen Mode und Tarnung zusammen? Welches Bild kommunizieren wir über unsere Kleidung? Ist Stil angeboren? Und wo kriege ich das her? Werden wir 2007 mehr wissen? Mal sehen, wie mein Liebhaber immer zu sagen pflegt…