Ich hab mit Klettern nicht viel am Hut. Aber mein Sohn Loris dafür umso mehr. Vorigen Freitag, dem Feiertag, fuhren wir nach Niederösterreich zur Ruine Staatz, einem steil aufragenden Kalksteinkegel mit imposanter Burgruine und Weitblick. Dort gibt es auch einen Klettersteig.
Ich war wieder mal falsch angezogen: Sämischlederschuhe von Camel mit leider schon ganz abgeschmirgelten und damit rutschigen Gummisohlen. Oben trug ich einen Jeansrock mit Stretchjeans darunter, dazu einen Pulli von Max Mara, eigentlich schon ein grauer Lumpen, so oft schon getragen, und eine halblange schwarze Bauwolljacke im Military-Look. Geschminkt habe ich mich selbstverständlich nicht, auch meine Haare nicht frisiert, sondern nur mit einem uralten Gummiteil zusammengefasst. In aller Deutlichkeit, ich hab irgendwelches Gewand zusammengefischt, mir die Zähne geputzt, das Kind eingesammelt und los ging es!
Nach einer guten Stunde Fahrt erreichten wir die Ruine und den Klettersteig. Es fing gut an! Behindert durch den Jeansrock und die doch recht steifen Jeans erwies sich der Aufstieg als anstrengend. Aber gleich nach der ersten Hürde, die Belohnung: Hier erwartete uns ein gut aussehender Mann – Robert – samt Sohn – ebenfalls wie meiner 10 Jahre alt. Wir beschlossen den Aufstieg gemeinsam zu wagen. Die Kinder verstanden sich gut und motivierten einander und wir hatten auch eine gute, freundliche Konversation. Nebenbei betrachtete ich dieses Männerexemplar und er gefiel mir immer besser. Groß, super sportlich, schwarzes Haar und, man glaubt es kaum, intelligent und sehr nett. Natürlich gibt es einen Haken an der Geschichte! Er ist zwar getrennt von der Mutter seines Sohnes, doch er hat inzwischen einen zweijährigen Buben mit seiner neuen Frau. Trotzdem, wir haben Nummern ausgetauscht und waren beide der Meinung, wir sollten das wiederholen. Gut gelaunt verbrachte ich den übrigen Tag und spürte: So eine Beziehung wünsche ich mir! Gemeinsame sportliche Unternehmungen in der Natur mit den Kids und nett und aufmerksam zueinander zu sein.
Irgendwie war ich überzeugt, aus dem reichen Schatz meiner Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht schöpfend, dass Robert sich nie bei mir melden wird. Halt irgendwann, in einem halben Jahr, wenn wir wieder nach Staatz fahren, werd ich ihn dann anrufen, wenn ich ihn bis dahin nicht vergessen habe. Geschenkt! Er hat sich bereits drei Tage später gemeldet und wir treffen uns morgen, natürlich samt kletterwütigen Söhnen. Wo? Na, so ganz romantisch ist es nicht – im Kletterzentrum Walfischgasse! Aber danach folgt ein gemeinsames Mittagessen… Was meint ihr, will Robert nur Klettern mit mir? Ich werde jedenfalls ob des großen Erfolges wieder ungeschminkt und ungestylt auftreten!
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