Stil-Postille#4

Angeblich bewegt das Geld die Welt, dreht sich alles nur um mamona und die Illusion das zu sein, was man besitzt – ein so fataler, wie vulgärer Irrtum. Stil kann man nicht kaufen, den muss man mit wachen Sinnen erlernen und weiterreichen. Über Geld spricht man nicht, man hat es oder nicht, egal, man zeigt es nicht. Also, wie signalisiert ein Gentleman, dass ihm Geld nichts bedeutet? Er trägt die Brieftasche nie auf dem Herzen. Der gute Schneider gibt uns da einen Wink mit dem Knopf: nur die rechte Brusttasche des Sakkos hat einen solchen, der den Zaster schützt, nie die linke.
Auch spart der Mann von Welt an Putz und Kinkerlitzchen. Kein keckes Stecktuch, schon gar nicht im selben Muster wie die Krawatte! Keine Kragenspange, kein Krawattenhalter, bitte, und keine protzigen Manschettenknöpfe. Letztere sollten nie größer sein, als der Nagel des kleinen Fingers ihres Trägers. Keinesfalls verwenden wir diese putzigen Zwirnknoten in vielerlei verspielten Farben. Sie sind ein Knicker(Schnorrer-)indiz ersten Ranges, ähnlich der Münzbörse. Nur die Reversnadel ist erlaubt, so sie dezent ein Bekenntnis zeigt, für das man sich nicht zu genieren hat. Ich weiß, diese Hinweise kommen spät, doch manchmal zwingt einen das Leben eine schwarze Krawatte zu tragen. Die verbietet jeden Schmuck und macht Herz und Schreiben schwer, Euer Jean.

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