Davon gibt es mannigfache und alle ganz individuell und für jede/n schauen sie ganz anders aus. Letzte Woche wollte erstmals ein Mann mit mir den Dresscode abklären. Standfest behauptete er, seine Kurzarmhemden seien schön und er sehe sehr gut darin aus. Glaub ich gern, aber behaarte Männerarme möchte ich nun mal nur in T-Shirts sehen! Ich hatte ich ihm schon mal angedeutet, was für mich gar nicht geht. Zum Beispiel: Kurzarmhemden winters wie sommers, Handy-Tascherl am Gürtel, Bauchtäschchen, gebügelte Jeans, die obligatorischen weißen dicken Socken zu Slippers (obwohl – schon wieder fast geil), Karotten- oder Bundfaltenjeans und schließlich Schmuck jeder Art eingeschlossen piercings und Tattoos (bei Letzteren würde ich eventuell auch eine Ausnahme machen).
Im Job verfolgen mich andere Kleidungsvorschriften. Nächste Woche hab ich einen geschäftlichen Termin mit dem Vorstand einer Bank. Als meine Kollegen davon Kenntnis erhielten, hallte es unisono durchs Büro: „Und was wirst du anziehen?!“ Derart gefangen maulte ich kleinlaut: „Natürlich den hundert Jahre alten, mausgrauen Hosenanzug von Philipp Maly, der seit Jahren in der Büroküchevor sich hin schimmelt.“ Wenn es total konservativ sein soll, d.h. wenn es um viel Geld geht, greife ich auf dieses bewährte und verhasste Kleidungsstück zurück. (Deswegen und nur deswegen hab ich ihn noch nicht weggeschmissen!) Was soll ich noch sagen: Alle in der Firma lieben ihn, erfüllt doch genau die Ansprüche, die unser Business angeblich erfordert: altmodisch, unmodern, unauffällig, konservativ, streng und er verwandelt mich in eine fast unsichtbare Verkaufskanone. Und steht somit für das Gegenteil von dem, was mir Mode bedeutet.
Hier will ich den Kollegen ins Stammbuch schreiben, was ich vorige Woche im Profil von Herrn Hoffmann-Ostenhof erfahren habe. Anlässlich eines Staatsbesuchs unseres Präsidenten beim Papst durfte sein Pressesprecher Bruno Aigner ein wenig von der päpstlichen Aufgeschlossenheit in Sachen Mode erahnen: „Auch Bruno Aigner war von der Begegnung mit dem Papst angetan. Sich treu bleibend hatte er auch diesmal keine Krawatte um den Hals geschlungen. In einem schwarzen Polo-Shirt trat er dem Heiligen Vater gegenüber. Und als Fischer ihn mit den Worten „Das ist mein Presssprecher“ vorstellte, da entgegnete Ratzinger: „Das ist eine wichtige Funktion“. (Profil 41, 9. 10. 2006, Ausflug in die Vorhölle, S. 100 f.) Da bliebt nur übrig festzustellen, bei mir im Job sind’s päpstlicher als der Papst!
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