Paris: Ausstellung Madame Grès, la couture à l’oeuvre

Nach ein paar wunderschönen Tagen in Paris erlaube ich mir hier mal wieder eine Reise- und Ausstellungsempfehlung.

Eines der ganz großen, klassischen, französischen Haute Couture Häuser ist oder besser gesagt war Grès. Madame Grès – eigentlich Germaine Emilie Krebs – kleidete seit den 30er- bis in die 80er-Jahre Prominente wie gekrönte Häupter in ihre zeitlos eleganten, von der griechischen Klassik inspirierten und unendlich aufwändig drapierten Modelle.

Die Kleider modellierte sie entweder direkt am Körper oder anhand spezieller Körperformen aus Holz, ähnlich Schuhleisten. Im Gegensatz zu ihrem Zeitgenossen Christian Dior setzte sie auch in den taillen-betonten 50ern kein Korsett ein. Sie verstand es, eine elegante Silhouette mit hohem Tragekomfort zu verbinden, was sie auch durch ihr bevorzugtes Material, feine Seiden-Jerseys erzielte.

Noch bis 24. Juli zeigt das Pariser Musée Bourdelle, ansonsten kein typischer Ausstellungsort für Mode, eine absolut sehenswerte Retrospektive mit achtzig Kleidern aus allen Jahrzehnten sowie unzähligen Zeichnungen und Fotos. Eine geballte Präsentation aus verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen, die in der Zusammenstellung wohl kaum mehr zu sehen sein wird.

Besonders erfreulich fand ich, dass viele Figurinen so aufgestellt sind, dass man rundherum gehen und dadurch auch in den Genuss der Seiten- und Rückenansichten kommen kann.

Auf irritierende Vitrinen wurde bei den meisten Modellen verzichtet, wodurch der eingehende Blick auf Details möglich ist. Und doch staunt man auch aus nächster Nähe nicht selten. Wie etwa der unglaubliche Rocksaum von 16, 29 Metern Umfang in der schmalen Taille eines Abendkleides verschwindet, bleibt wohl das Geheimnis von Madame Grès.

Das Modelabel Grès gehört heute einem japanischen Konzern. Der Versuch mit Kreativdirektor Koji Tatsuno in der ersten Hälfte der Nullerjahre einen Relaunch des wertvollen Brands zu verwerten, scheint nicht den gewünschten Erfolg erzielt zu haben.

Wen wundert’s? Erweiterte doch Madame Grès erst sehr – vielleicht zu – spät ihr Haus um eine Pret-a-porter Linie, die sie denn auch mehr als notwendiges Übel empfand.

Übrigens konnte ich leider online keine Fotos der neuen Kollektionen von Koji Tatsuno finden, hat jemand von euch mehr Glück?

Madame Grès, la couture à l’oeuvre
Musée Bourdelle
16 rue Antoine Bourdelle, 75015 Paris
Noch bis 24. Juli 2011

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