Ausstellung: 50 ± anni di moda italiana

Raffaella Curiel: Haute Couture Tageskleid aus Leinen, 1984

Vergangenen Mittwoch öffnete im Wiener Museumsquartier die Retrospektive 50 ± anni di moda italiana, eine Ausstellung, die laut Ankündigung […] die WegbereiterInnen der italienischen Mode zur Alta Moda […] würdigen möchte.

Der Begriff, den ich von Alta Moda hatte, sah etwas anders aus. Für mich bedeutete das zu allererst italienische als Gegenentwurf zu französischer Haute Couture, elegante Modeschauen auf der Spanischen Treppe in Rom – gibt’s die noch? – und historisch betrachtet ein neues, kraftvolles Selbstbewusstsein, um neben Paris ein ebenbürtiges italienisches Modezentrum zu etablieren.

Pret a porter von Versace und Moschino Pucci Klassiker, 1967

Eine Strategie, die ja vor allem mit der Entwicklung zur industriellen Konfektionsproduktion perfekt aufging. Nach wie vor gilt „Made in Italy“ als Qualitätsmerkmal, und wer sich im New Yorker Century 21 durch die Abteilung mit den reduzierten European Designers wühlt, wird fast ausschließlich Teile italienischer Produktion finden.

In der Wanderausstellung wird diese historische Energie für mein Gefühl leider nicht so wirklich sichtbar, was wahrscheinlich an der Sammlung Galgano an sich liegt und weniger an der kuratorischen Arbeit.

Angelika Höckner und Gerald Moser, die bereits die Schau Sharp Chic konzipiert haben, meinen denn auch im Interview mit Austrian Fashion Net, dass ein paar Highlights der italienischen „Design-Alt-Stars“ fehlen. Und das merkt man, auch ohne Spezialistin in italienischer Modegeschichte zu sein.

So hätte ich mir doch etwas mehr als eine ziemlich beliebige Ansammlung von 30 Modellen aus fünf Jahrzehnten erwartet. Valentino ist zum Beispiel nur mit einem recht harmlosen, wenn auch rotem Kleid vertreten. Generell hätte ich mir mehr Couture-Arbeiten als Alta Moda Pronta (italienisch für Prêt a porter) gewünscht.

Das legendäre Haus Capucci, dessen Relaunch-Ambitionen – etwa 2003/04 mit Bernhard Willhelm – offenbar immer wieder in ihren Ansätzen stecken bleiben, fehlt leider auch.

Karisia Paponi, Installation

Michela CarraroMaria GirelliAntonio Piccirilli

Dem etwas tristen Reiz des Vergangenen stellen Höckner und Moser dankenswerter und erfrischender Weise fünf zeitgenössische, junge Talente gegenüber, die zum Teil auch als Artists in Residence in Wien zu Gast sein werden.

Michaela Carraro, Valeria Farina, Maria Girelli, Karisia Paponi und Antonio Piccirilli zeigen mit ihren verschiedenen Positionen, dass es weiter geht.

50 ± anni di moda italiana
freiraum quartier21 INTERNATIONAL
Museumsquartier, Museumsplatz 1/5, 1070 Wien
10.12.2009 bis 20.01.2010, täglich 10 bis 19 Uhr bei freiem Eintritt
Katalog: 5 Euro

Fotos: Tschilp.com

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